SB-Kassen kommen in Mode

An der Kasse selbst die Waren scannen? Vor wenigen Jahren erschien dies vielen Händlern noch absurd. Heute gehören SB-Kassen vielerorts zum Alltag.

In vielen Bau- und Möbelmärkten fing es an – hier sind sogenannte SB-Kassen schon lange Alltag. Vorbei sind dort längst die Zeiten, wo überall noch ein Mitarbeiter bereit steht, um beim Scannen zu helfen. Laut dem Handelsforschungsinstitut EHI gab es im Frühjahr an 90 von 96 deutschen Standorten Selbstbedienungskassen. Gut jeder vierte Bezahlvorgang wird bei Hornbach hier abgewickelt. „Wo es noch keine SB-Kassen gibt, fehlen einfach die räumlichen Voraussetzungen“, sagte Hornbach-Sprecher Florian Preuß dem EHI.

Im August 2021 ermittelte das EHI bereits Self-Checkout-Terminals in über 1300 deutschen Handelsfilialen. Knapp 60 Prozent sind Lebensmittelgeschäfte, doch auch Modehäuser und andere Händler haben das Potenzial der Technik erkannt: Die Händler sparen Personal und der Anteil bargeldloser Bezahlvorgänge steigt.

Ein Erfahrungsbericht: Wer in Mannheim noch schnell Reiseproviant in der Bahnhofsdrogerie einkaufen will, hat die Wahl zwischen vier Schlangen: zwei für traditionelle Kassen und zwei zum Selberscannen. Und die Kunden nehmen die Letztere sehr gut an – um das Kundenaufkommen mit bemannten Kassen zu bewältigen, hätte man zwei Kassierer mehr benötigt.

Automatische Erfassung dank RFID

Andere Unternehmen wie der Sportartikelhändler Decathlon gehen einen Schritt weiter. Dort werden fast alle Artikel mit RFID-Labels versehen. So können die Kunden ihre Ware an der Kasse in eine Box legen, wo automatisch die RFID-Kennungen erfasst werden. Nur was nicht in die Box passt, muss mit dem Handscanner erfasst werden.

Mancherorts kann sogar schon im Laden beim Einkaufen selbst mit dem Smartphone gescannt werden. Hornbach führt die Technik seit 2019 schrittweise ein. Der Warenkorb wird mit dem Smartphone gescannt, um dann an der bedienten Kasse den Code vorzuzeigen oder ihn an der SB-Kasse selbst einzuscannen. Auch Ikea testete das sogenannte Scan & Go. Das Ergebnis: Die Wartezeiten dieser Kunden am Checkout verkürzte sich um rund die Hälfte. Ikea will den mobilen Service künftig flächendeckend anbieten, als integrierte Funktion in der eigenen Ikea-App.

Großes Interesse unter den Händlern

Und das sind nicht die einzigen Unternehmen. 57 Prozent der vom EHI für die Studie „POS-Systeme 2022“ befragten Händler sehen im Einsatz von Self-Checkout- und Self-Scanning-Systemen Optimierungspotenzial. Die Möglichkeit, ohne weiteren Personenkontakt den Einkauf zu tätigen, bot für die Kundschaft in Pandemiezeiten einen Mehrwert. Heute haben bereits 43 Prozent der Befragten, in der Regel größere Handelsketten, Self-Checkout-Systeme im Einsatz, 39 Prozent bieten der Kundschaft das Self-Scanning über das eigene Smartphone an. In Zukunft wollen 59 Prozent diese stationären Self-Service-Varianten anbieten.

Grafik: Geschäfte mit stationären SCO, Self-Scanning oder beides

„Mobile Geräte mit Kassenfunktion und Self-Service-Systeme sind die wichtigsten Themen am POS“, erklärt EHI-Projektleiter Cetin Acar. Dabei sollen auch die Funktionen zunehmen: „Die bestehenden Kassensysteme des Handels übernehmen bereits heute neben der reinen Kassierfunktion viele zusätzliche Aufgaben. Künftig werden immer mehr neue Funktionen hinzukommen. Schon jetzt kann die Kundschaft an manchen Kassen Bargeld abheben oder Strafzettel bezahlen.“

Die Kasse wird multifunktional

Einen großen Schub bekommt laut EHI-Studie künftig der digitale Kassenbon. Aktuell ermöglichen 34 Prozent der befragten Unternehmen, den digitalen Kassenbon an ihren Kassen auszugeben. Für die Zukunft planen dies 95 Prozent. Weitere zusätzliche Funktionen, die die Händler zukünftig implementieren wollen, sind das Couponing (89 Prozent) und das eLoading (Aufladen von Guthabenkarten) mit 80 Prozent.

Neueste Beiträge