Hutmacherin Margreth Bilger: „Ich mache alles außer Helme“

Margreth Bilger ist Hutmacherin aus Leidenschaft. Die gebürtige Allgäuerin lebt in Berganger, einer kleinen Gemeinde rund 30 Kilometer südöstlich von München. Außer in ihrem Atelier ist die 58-Jährige mit ihren Kreationen häufig auf Märkten anzutreffen. Dem S-Cashback Magazin erzählte die Kundin der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg, warum Hutmacherin ihr Traumjob ist.

S-Cashback Magazin: Wie und warum sind Sie Hutmacherin geworden?
Margreth Bilger: In der Nähe meines Heimatorts im Allgäu gab es mehrere Hutfabriken. Aus gesundheitlichen Gründen brauchte ich einen Beruf, den man vorwiegend im Sitzen ausüben kann. Ich bin also Hutmacherin geworden, ohne zu wissen, dass es so ein kreativer Beruf ist – das war ein Volltreffer!

Margreth Bilger auf einem der Märkte, auf denen Sie regelmäßig anzutreffen ist,

Gibt es die Hutfabriken noch?
Es hat sich leider viel geändert seit den 80er-Jahren. Es gibt nur noch zwei Fabriken in der Region, darunter die, in der ich gelernt habe. Die lassen aber inzwischen viel im Ausland produzieren. Hutmacher wird leider zum aussterbenden Beruf.

Was gefällt Ihnen an dem Beruf?
Das kreative und der Umgang mit den natürlichen Materialien – mit Stroh, Seegras, Leinen, Wolle und anderen. Die Arbeit ist sehr vielseitig.

Hat sich bei den Materialien etwas geändert?
Es gibt leider weniger Auswahl bei den Materialien, weil insgesamt weniger Hüte bei uns produziert werden.

Wer kauft denn heute noch Hüte? Sind das vor allem ältere Kunden?
Das geht von jung bis alt. Ich habe vor nicht allzu langer Zeit für ein Kind von unter einem Jahr ein Hütchen gemacht – und auch für eine Dame über 80, die einen Strohhut für ihre Fahrt im Cabrio benötigte. Es kommen auch Jugendliche und fragen nach Schildkappen. Männer, Frauen – das ist ganz gemischt.

Was kaufen die Kunden am häufigsten?
Strohhüte aller Art. Von einfarbig, damit der Strohhut zu allem passt, bis bunt. Auch Falthüte, die man, wie der Name sagt, gut zusammenfalten kann, sind auch sehr gefragt – gerade für Reisen und zum Wandern.

Gibt es bestimmte Moden, die sich vielleicht jedes Jahr ändern?
In den letzten Jahren hat sich nicht viel geändert. Schildkappen sind wieder verstärkt gefragt. Aber ich richte mich eh nicht nach Moden, sondern mache zeitlose Hüte.

Wie groß ist die Bandbreite an Hüten, die Sie herstellen?
Die ist schon recht groß: Filzhüte, Stoffhüte, Strohhüte, auch Trachten-Strohhüte, Falthüte, Kopftücher mit Schild, Regenhüte, Schildkappen, Leinenkappen, Tweedkappen, auch gelegentlich mal eine Schiebermütze, warme Wintermützen und Stirnbänder. Und dann gibt es immer wieder ganz spezielle Hüte – etwa für den Fasching oder für eine Stadtführerin, die bei mir einen Nachtwächterhut bestellt hat. Ich mache im Prinzip alles außer Helme.

Wie sah der Nachtwächterhut aus?
Ganz groß, schwarz, aufgeschlagen, aus Wollfilz. Zum Fasching habe ich einen Dreispitz mit Fransen gemacht.

Gibt es viele Hüte, die Sie nach individuellen Wünschen fertigen?
Weniger zum Fasching. Aber es gibt halt Menschen mit besonders großen oder kleinen Kopfgrößen, die individuelle Anfertigungen benötigen. Und es gibt auch Sonderwünsche, was Farben betrifft. Es kommt auch vor, dass jemand einen Mantel mitbringt und einen passenden Hut dazu möchte.

Was für Materialien verwenden Sie für Ihre Hüte besonders gern?
Weizenstrohborte, das ist die Basis für meine Strohhüte. Sie lässt sich sehr gut verarbeiten und andere Materialien hineinnähen, etwa Seegrasstücke oder geflochtenes Papier, damit mehr Luft reinkommt. Auch Hanf, der teilweise gefärbt wird, verwende ich gern.

Wie lange benötigen Sie für einen Hut im Durchschnitt?
Das ist sehr unterschiedlich. An einem besonders aufwendigen Filzhut arbeite ich manchmal einen ganzen Tag lang. Andere Hüte werden schon in zwei Stunden fertig. Allerdings oft mit einer großen Unterbrechung: Jeder Strohhut muss zum Beispiel in nassem Zustand über eine Form gezogen werden und dann über Nacht trocknen – sonst erhält er nicht seine stabile Form. Dafür habe ich verschiedene Holzkopfmodelle.

Sie arbeiten auch alte Hüte der Kunden auf. Können Sie dafür Beispiele geben?
Ich hatte mal eine Kundin, die von ihrer Mutter Hüte geerbt hatte. Teils waren sie ihr zu klein, teils gefielen sie ihr nicht so gut. Die habe ich dann halt geändert in Sachen Größe, Form und Garnitur. Kürzlich kamen zwei Männer, denen die Hüte nicht mehr passten – die habe ich geweitet und ein frisches Band draufgesetzt. Es gibt da viele Möglichkeiten.

Sie sind ja auch viel auf Märkten unterwegs. Kommen die Kunden vor allem in Ihren Laden oder eher auf Märkte?
Beides. Über die Märkte kommen sie auch oft in meinen Laden oder mein Atelier. Manchmal bespricht man halt auf dem Markt mit dem Kunden etwas – und wenn das Anliegen konkreter wird, kommen Sie ins Geschäft. Es gibt natürlich auch Stammkunden.

Wie viele Hüte haben Sie in Ihrem Geschäft?
Aktuell habe ich 240 Hüte, Kappen und Stirnbänder vorrätig.

Was kosten Hüte bei Ihnen eigentlich?
Strohhüte kosten 50 bis 150 Euro. Filzhüte sind etwas teurer und liegen zwischen 80 und 250 Euro.

Sie sind ja auch bei S-Cashback dabei. Funktioniert das auch auf dem Markt?
Ja, das ist kein Problem. Auf Märkten habe ich ein Kartenlesegerät dabei.

S-Cashback Vorteil: 2 Prozent Cashback auf Einkäufe über 150 Euro.
Kontakt: Margreth Bilger, Telefon 08093/901982, E-Mail margreth-bilger@web.de, Web: www.Hut-Art.de

Fotos: Margreth Bilger

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