Die Digitalisierung verändert das Handwerk

Corona hat in vielen Firmen die Digitalisierung vorangetrieben. Das gilt auch für das Handwerk. Die gute Nachricht ist: Für viele Digitalisierungsvorhaben gibt es Fördermittel.

Das Handwerk hat eine positive Einstellung gegenüber der Digitalisierung. 84 Prozent der Betriebe nehmen diese Entwicklung als Chance für ihr Geschäft wahr. Das belegt eine Umfrage der Star Finanz, dem Software-Haus der Sparkassen-Finanzgruppe. Beispiele für den erfolgreichen Einsatz digitaler Technik gibt es viele – vom Dachdecker, der in Regenrinnen Sensoren verbaut, die den Betrieb informieren, sobald diese verstopft sind, bis hin zur Kunstgießerei, die die 3D-Drucktechnologie zur Herstellung verlorener Formen nutzt.

Am häufigsten nutzen die Betriebe Cloud Computing, ergab eine Studie des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) und des Digitalverbands Bitkom. 27 Prozent der Handwerker verwenden diese Technologie. 13 Prozent nutzen smarte Software, die etwa Arbeitszeiten automatisch nach Projektstatus einteilt, 12 Prozent nutzen Trackingsysteme, mit denen sich Maschinen oder Betriebsmittel nachverfolgen lassen. Aber: Lediglich 21 Prozent bieten aufgrund dank der Digitalisierung neue Produkte und Dienstleistungen an.

Ziele klar festlegen

Um die Möglichkeiten optimal zu nutzen, sollten Handwerker sich im ersten Schritt überlegen, wie durch die Digitalisierung echte Mehrwerte für das Unternehmen entstehen können – und das bei möglichst geringem Aufwand. Dabei sollte die Belegschaft integriert werden, zum einen, um ihren Input zu holen, zum anderen, um Ängste vor den Veränderungen abzubauen.

Chef und Mitarbeiter sollten daher gemeinsam die Arbeitsprozesse im Unternehmen genau analysieren und aufschreiben. Nur so können sie richtig einschätzen, welche Schnittstellen es zwischen verschiedenen Bereichen in der Firma gibt und welche Datensätze erzeugt werden. Die Analysephase sollte gleich zur Prozessoptimierung genutzt werden. Denn wenn ein Prozess analog nicht gut funktioniert, wird er durch die Digitalisierung nicht besser.

Bei der Suche nach digitalen Optimierungen sollten Handwerker zudem Experten zu Rate ziehen – zum Beispiel die Digitalisierungsberater der Handwerkskammern sein. Diese kennen zudem die passenden Förderprogramme und können Kontakte zu IT-Partnern vermitteln. Idealerweise bittet man dabei mehr als eine IT-Firma um ein Angebot, denn hier gibt es große Unterschiede. Während die eine exklusive Lösungen mit teuren Dienstleisterverträgen anbietet, setzt die andere auf gute und bezahlbare Standardprogramme mit geringen Implementierungs- und Folgekosten. Hat man dann die Lösung mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis gefunden, müssen im nächsten Schritt die Mitarbeiter richtig geschult werden.

Fördermittel richtig nutzen

Das Spektrum der Förderangebote reicht von Zuschüssen, vor allem für Beratungen und Begleitung, bis hin zu zinsgünstigen Krediten. Deutlich weniger wird die Anschaffung von Hardware gefördert. Ein Überblick über die wichtigsten Programme:

  • Digital jetzt: Dieses Programm des Bundeswirtschaftsministeriums fördert die Entwicklung von digitalen Lösungen sowie Qualifizierungsmaßnahmen für Mitarbeiter. Der Zuschuss beträgt maximal 50.000 Euro, die Förderquote liegt zwischen 40 und 70 Prozent.
  • Go-Inno: Auch dieses Programm hat das Bundeswirtschaftsministeriums aufgelegt. Gefördert werden Beratungsleistungen für Potenzialanalysen, Realisierungskonzepte und Projektmanagement. Der Zuschuss beträgt maximal 27.500 Euro, die Förderquote 50 Prozent.
  • Förderung unternehmerischen Know-hows: Dieses Programm des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) unterstützt bei der Implementierung neuer Softwaresysteme. Die Maximalförderung beträgt 4000 Euro.
  • ERP-Mezzanine für Innovation: Die KfW fördert mit bis zu 5 Millionen Euro die Entwicklung neuer Produkte und Prozesse, bei einem effektiven Jahreszins ab 0,15 Prozent.
  • ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit: Freiberufler, Unternehmen in Gründung sowie mittelständische Unternehmen können mit diesem KfW-Kredit fast die gesamte Breite digitaler Vorhaben finanzieren, vom 3-D-Druck bis zum Aufbau digitaler Plattformen. Beantragt werden können bis zu 25 Millionen Euro.

Darüber hinaus haben fast alle Bundesländer eigene Förderprogramme aufgelegt.

Gute Beispiele und weitere Informationen

Wie die Digitalisierung gelingen kann, darüber informieren Verbände und Projekte auf Webseiten und in Publikationen:

  • Das Projekt Digivation, das von Unternehmen, Verbänden, staatlichen Institutionen und der IG Metall getragen wird, präsentiert ständig Neuigkeiten rund um das Thema Digitalisierung im Handwerk.
  • Das Institut für Technik der Betriebsführung im Deutschen Handwerksinstitut hat einen Praxisratgeber mit Beispielen der Digitalisierung im Handwerk herausgegeben, der auf der Webseite kostenlos heruntergeladen werden kann.
  • Das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk präsentiert Onlineangebote, Erfolgsgeschichten und Veranstaltungen unter www.handwerkdigital.de.
  • Der Zentralverband des Deutschen Handwerks beschäftigt sich ebenfalls ausgiebig mit diesem Thema auf seiner Website.

Foto: Adobe Stock

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