Corona ist vorbei, der Trend zur Karte bleibt

Deutschland galt lange als Insel der Bargeldzahler in Europa, während in vielen Nachbarländern Kartenzahlungen populärer waren. Corona hat dies geändert – und auch nach dem Ende der Pandemie zahlen die meisten Kunden weiter mit Karte.

Text: Gunnar Erth

Die Deutschen haben ihr Bezahlverhalten in den Corona-Jahren deutlich verändert, stellt das Kölner EHI Retail Institute in der Ende Juni erschienenen Studie „Zahlungssysteme im Einzelhandel 2023“ fest. Die Girocard belegt den ersten Platz im Ranking der Zahlungsarten – und der Bargeldanteil sinkt weiter.

„Nach den außergewöhnlichen Pandemie-Jahren normalisieren sich die Anteilsverschiebungen vom Bargeld zur Karte. Eine Trendumkehr zurück zu mehr Cash zeichnet sich nicht ab“, erklärt Horst Rüter, Mitglied der Geschäftsleitung und Zahlungsexperte im EHI. Die Ergebnisse der Umfrage, an der sich 409 Unternehmen aus 35 Branchen beteiligt haben, zeigen auch, dass viele Kunden die Händlerkasse auch dazu nutzen, um sich Bargeld auszahlen zu lassen – und dass mobile Bezahlvorgänge deutlich zulegen.

Anteile der Zahlungsarten

Laut der Studie lag 2022 der Anteil der Kartenzahlungen bei fast 59,7 Prozent – das waren 0,9 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr und entsprach einem Handelsumsatz von 277,9 Milliarden Euro. Unter den verschiedenen Kartenarten wiederum lag die Girocard mit 41,9 Prozent klar vorn und verdrängte die Barzahlung erneut auf Platz zwei der beliebtesten Zahlungsarten.

Deutlich zulegen, wenn auch noch auf kleinem Niveau, können die neuen internationalen Debit-Karten Visa Debit und Debit Mastercard, die vor allem von Direktbanken ausgegeben werden. Allerdings werden diese neuen Karten im Gegensatz zur Girocard nur dort akzeptiert, wo auch der Einsatz von Visa- und Mastercard-Kreditkarten möglich ist, was laut EHI 150.000 bis 200.000 Kassen vor allem im mittelständischen Handel ausschließt.

Kontaktloser Bezahlvorgang mit girogo und Sparkassen-Card.

Mobiles Zahlen holt auf

Der Anteil mobiler Bezahlvorgänge via Smartphone oder Smartwatch hat 2022 ebenfalls deutlich zugelegt. Mittlerweile werden 5,4 Prozent aller kartengestützten Bezahlvorgänge mit digital im Smartphone hinterlegter Karte abgewickelt, in den meisten Fällen über Apple Pay, Google Pay oder die Apps der Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Ein Jahr zuvor waren es noch knapp 3 Prozent.

Das kontaktlose Bezahlen mit Präsenz der Karte hat aber noch einen großen Vorsprung. 71,1 Prozent aller Kartenzahlungsvorgänge werden bequem und – bei Beträgen unterhalb von 50 Euro – auch schnell ohne PIN-Eingabe erledigt. Mit 23,5 Prozent entfällt mittlerweile nur noch weniger als ein Viertel der Bezahlvorgänge mit Plastikgeld, bei denen die Karte ins Terminal gesteckt wird.

Mehr Geldabhebungen

Bargeld hingegen verlor 2022 zwar einen Prozentpunkt und machte nur noch 37,5 Prozent des Umsatzes aus. Der Rest des Payment-Kuchens entfiel mit 2,8 Prozent auf Rechnungs- und Finanzkauf sowie Gutscheine und Gutscheinkarten.

Das heißt aber nicht, dass Bargeld gar nicht mehr an der Kasse gefragt wäre. Im Gegenteil. In einer Hinsicht ist Bargeld mehr denn je gefragt: Wenn es darum geht, Geld vom Konto abzuheben und sich bequem an der Kasse auszahlen zu lassen – quasi als Alternative zum Gang zum Geldautomaten. Fast 90 Prozent der Lebensmittel- und Drogeriemärkte in der EHI-Befragung bieten Bargeldauszahlungen an, fast alle über die Girocard-Funktionalität.

Fotos: S-Com

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