Upskilling: Wie Unternehmen von Weiterbildung profitieren

Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt rasant verändert – doch die Weiterqualifizierung von Mitarbeitern konnte mit dieser (digitalen) Entwicklung nicht Schritt halten. Warum Weiterbildungen für Unternehmen und Mitarbeitende unerlässlich sind, welche Maßnahmen Firmen ergreifen können und warum Upskilling ein Gewinn für beide Seiten bedeutet.

Text: Julia Köhler

Zunächst zum Begriff: Upskilling umschreibt die Höherqualifizierung von Mitarbeitern. Im Gegensatz zum Reskilling (Umschulung) geht es beim Upskilling darum, die vorhandenen Fähigkeiten und Kenntnisse eines Mitarbeiters auf ein neues Niveau zu bringen. Mitarbeiter sollen sich also in ihrer aktuellen Position mit Hilfe von Weiterbildungen Fachwissen und neue Kompetenzen aneignen, um Qualifikationslücken zu schließen, aktuellen Anforderungen gerecht zu werden und einen größeren Mehrwert für das Unternehmen zu schaffen.

So verändert die Digitalisierung den Arbeitsmarkt

Der digitale Wandel hat sich für manch einen zu rasant vollzogen – und viele Firmen sind nicht hinterhergekommen. Mit diesem Problem sind nun Führungskräfte in allen Sektoren und Wirtschaftszweigen konfrontiert. Doch die Digitalisierung verändert alles, wie wir leben, wie wir arbeiten. Unternehmen müssen deshalb die Fähigkeiten ihrer bestehenden Mitarbeiter so verbessern, dass diese spezialisiertere Aufgaben übernehmen können.

Laut der Studie “The Future of Jobs Report 2020” des World Economic Forums werden bis zum Jahr 2025 voraussichtlich 85 Millionen aktuelle Jobs nicht mehr von Menschen ausgeführt. Rund 97 Millionen neue Stellen werden mit anderen Anforderungsprofilen entstehen. Und in weniger als zehn Jahren müssen eine Milliarde Jobs weltweit umgestaltet sein und rund 60 Prozent aller Mitarbeiter umgeschult oder weiterqualifiziert werden – zu diesem Ergebnis kommt der Report „Decoding Global Trends in Upskilling and Reskilling“ der Boston Consulting Group.

Durch die digitale Transformation fallen also einerseits Millionen Jobs weg. Andererseits entstehen mindestens genauso viele neue Stellen wie alte verschwinden. Nur erfordern diese andere Kompetenzen und Fähigkeiten. Neue Skills eben. Wer also zukunftsfähig bleiben will, muss sich weiterentwickeln, so das Fazit beider Studien.

Umfrage zeigt deutliche Lernbereitschaft

2022 haben die Mannheimer Aktiengesellschaft Hays und Go1, ein australischer E-Learning-Anbieter, eine weltweite Umfrage durchgeführt. Ziel war es, die Lernbereitschaft von Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden zu ermitteln. 83 Prozent der befragten Arbeitnehmer gaben an, Weiterbildungsmaßnahmen gegenüber „sehr aufgeschlossen“ zu sein. Auf Seiten der Arbeitgeber waren es jedoch lediglich 48 Prozent.

Die Tatsache, dass Angestellte so sehr daran interessiert sind, neue Fähigkeiten zu erlernen, ist ein positiver Aspekt, den sich Führungskräfte zunutze machen sollten. Der digitale Wandel schreitet unaufhaltsam voran, während der Fachkräftemangel noch immer anhält. Doch wenn die Weiterbildungsstrategien richtig gestaltet werden, profitieren sowohl Unternehmen als auch Beschäftigte davon. Doch welche Maßnahmen können Unternehmen ergreifen?

1. Mentoring-Programm entwickeln

Bei einem Mentoring-Programm wird Berufseinsteigern oder auch Nachwuchsführungskräften ein erfahrener Mitarbeiter an die Seite gestellt. Dieser hilft, Probleme zu lösen, Arbeit und Handeln zu reflektieren und die berufliche Identität weiterzuentwickeln. Der Mentor gibt Techniken und Firmenwissen weiter und bringt dem jüngeren Mitarbeiter Arbeitsweisen bei, die dieser unmittelbar umsetzen kann. Im Wesentlichen profitieren alle Ebenen von dieser Art des Wissensaustauschs: Die jüngeren Angestellten, weil sie dadurch Zusammenhänge besser erkennen können und wertvolles Firmenwissen erhalten. Die Führungskräfte, weil sie Einblicke in die jüngere Generation und somit in die Denkweise zukünftiger Kunden erhalten.

2. E-Learning unterstützen

Heutzutage nutzen fast alle Unternehmen E-Learning, um ihre Mitarbeiter weiterzuqualifizieren, neue Fähigkeiten zu vermitteln oder für neue Positionen zu schulen. Kein Wunder, denn E-Learning ermöglicht es, überall und zu jeder beliebigen Tageszeit zu lernen, solange ein entsprechend konfiguriertes Gerät mit Internetzugang dafür bereitsteht. Nebenbei sind die Schulungskosten relativ gering. Im Internet gibt es E-Learning-Plattformen für nahezu jeden Wirtschaftszweig und jede Branche. Doch viele Unternehmen entwickeln ihre eigenen E-Learning-Programme, die direkt auf die Firmeninhalte zugeschnitten sind. So werden Mitarbeiter über Webinare, Videokurse, Dialogsimulationen oder Podcasts geschult.

3. Besuch von Seminaren ermöglichen

Eine weitere erfolgreiche Strategie besteht darin, Mitarbeitern Zeit außerhalb des Büros zu gewähren, damit sie relevante Seminare besuchen oder an einem Webinar teilnehmen können. So erhalten sie nicht nur Einblicke in aktuelle Industrietrends und lernen von Branchenführern, sondern haben auch die Möglichkeit, sich mit ihren Branchenkollegen zu vernetzen.

4. Weiterbildungsangebote fest verankern

Vielen Arbeitnehmern ist es überaus wichtig, die Möglichkeit auf Weiterbildung im Unternehmen zu haben. Führungskräfte sollten deshalb daran arbeiten, Weiterbildungsangebote in ihre Employee Value Proposition (EVP) zu integrieren. Die EVP definiert, wie Ihr Unternehmen als Arbeitgeber wahrgenommen werden möchte. Mit der Möglichkeit zur Weiterbildung auf einem bestimmten Fachgebiet stellen sie nicht nur sicher, dass Ihre Beschäftigten zufrieden sind, sondern auch, dass sie über die erforderlichen Fähigkeiten verfügen. Wer Weiterbildungsangebote nicht in seine EVP einbezieht, läuft Gefahr, Talente nicht langfristig halten oder gar nicht erst anwerben zu können. Eine offene Kommunikation, um die bevorzugten Lernmethoden der Beschäftigten zu ermitteln sowie ein strukturierter, verbindlicher Plan zur Umsetzung können dazu beitragen, die bestmögliche Lösung für beide Seiten zu finden.

Fazit

Firmen, in denen Upskilling an der Tagesordnung steht, heben sich mit ihren kreativen, zufriedenen und agilen Mitarbeitern, die ständig Neues dazulernen, sich anpassen und neue Fähigkeiten erwerben, nicht nur von der Branchenkonkurrenz ab. Sie bleiben zukunftsfähig, haben weniger mit Fachkräftemangel zu kämpfen und vermeiden auch finanzielle Probleme durch die Einstellung neuer Mitarbeiter. Denn die Kosten für den Ersatz eines einzelnen Mitarbeiters können zwischen dem Anderthalb- bis Zweifachen des Jahresgehalts liegen. Die Weiterbildung eines bereits vorhandenen Mitarbeiters ist also eine viel geringere Investition als die Einstellung und Ausbildung eines neuen. Am Ende kann Upskilling eine Win-Win-Situation für beide Seiten sein.

Foto: iStock

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