Mehr Kartenzahlungen im Handel, höhere Umsatz per mobilem Bezahlen und eine erfolgreiche S-POS-App, die das Händler-Smartphone zum Kartenlesegerät macht: Das sind nur einige Trends und Entwicklungen, die Ottmar Bloching, Mitglied der Geschäftsführung der DSV-Gruppe, nennt. Der oberste Payment-Fachmann der Sparkassen-Finanzgruppe stemmt sich der Einschätzung einiger Medien entgegen, dass die girocard ein Auslaufmodell sei.
In einem aktuellen Beitrag der „Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen“ zog Bloching Bilanz über den Karteneinsatz. Im Handel habe es 2021 den größten prozentualen Zuwachs an girocard-Terminals in den vergangenen zehn Jahren gegeben. „Monatlich waren bis zu 972.000 aktive Terminals im Feld, ein Plus von fast 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr“, schreibt Bloching.
Die Zahl der Transaktionen ist laut Bloching 2021 um rund 8 Prozent auf 5,9 Milliarden gestiegen: „An den Kassen des deutschen Einzelhandels ist die girocard das stärkste Bezahlverfahren“. Mit einem Umsatzanteil von 42,2 Prozent lag sie 2021 deutlich vor dem Bargeld, auf das 38,5 Prozent des Umsatzes entfielen.
Mobiles Bezahlen mit der Sparkasse
Die flächendeckende Ausstattung der Sparkassen-Card und Sparkassen-Kreditkarten mit der Kontaktlosfunktion auf NFC-Basis habe das Feld dafür bereitet, dass die Sparkassen heute einen leistungsfähigen digitalen Zahlungsverkehrsmix anbieten können: Mit 2,1 Milliarden kontaktlosen girocard-Zahlungen lag der Kontaktlosanteil der Sparkassen 2021 bei 72 Prozent. Die Digitalisierung der girocard werde vorangetrieben sowie neue Bezahlmedien und -kanäle erschlossen. Das Ziel laute: „Bezahlen mit der Sparkasse – überall, mit allen Medien, für alle Kunden”.
Mit dem Angebot der Android-App „Mobiles Bezahlen“ sowie Apple Pay blieben die Sparkassen laut Bloching auch im Mobile Payment führend. Die Android-App wurde bis Ende des ersten Quartals 2022 auf rund 1,3 Millionen aktiven Android-Smartphones installiert. Seit Januar 2019 wurden über die in der App „Mobiles Bezahlen“ hinterlegte Sparkassen-Cards etwa 42,2 Millionen mobile Transaktionen durchgeführt.
„2019 startete die Sparkassen-Finanzgruppe zudem ihr überaus erfolgreiches Apple-Pay-Projekt, zunächst für digitalisierte Kreditkarten“, ergänzt Bloching. Ende August 2020 ermöglichten die Sparkassen als bislang einzige Institutsgruppe der Deutschen Kreditwirtschaft die Integration der Girocard in Apple Pay. Knapp ein Jahr später realisierten die Sparkassen über Apple Pay auch die Akzeptanz der digitalen girocard in Apps und Online-Shops. Die Bilanz ist beachtlich: 2,5 Millionen Sparkassenkunden bezahlten 2021 über Apple Pay mit ihrer Sparkassen-Card oder Sparkassen-Kreditkarte. Dies ist eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahreswert – im Jahr 2020 waren es noch 1,5 Millionen Nutzer.
Noch bis Ende 2022 ist geplant, das Sparkassen-Kunden mit ihrer digitalen girocard in der App „Mobiles Bezahlen“ auch eine giropay-Zahlung im Web freigeben können. Bloching: „Die Integration der girocard in giropay ist der nächste wichtige Schritt auf dem Weg zur Bündelung und Vernetzung unseres Bezahlangebots“. Die Umstellung der Händler auf die zusätzliche Akzeptanz der girocard in giropay erfolge sukzessive. Rund 27.400 Händler akzeptieren giropay bereits. Für Händler, die über eine paydirekt-Anbindung verfügen, seien keine technischen Anpassungen notwendig.
Das Handy wird mit S-POS zum Kartenleser
Auch im Firmenkundenmarkt gibt es neue Impulse. Im April 2021 hat die Sparkassen-Finanzgruppe die App Sparkasse POS (S-POS) für kleine und mittelständische Gewerbekunden veröffentlicht. Dies sei laut Bloching die erste Akzeptanz-App im deutschen Markt, an der auch Zahlungen mit der girocard möglich sind, sowohl über klassische Plastikkarten als auch über digitale Karten in Bezahl-Apps wie „Mobiles Bezahlen“ oder Apple Pay.
Die App ermöglicht es Händlern, Kartenzahlungen ihrer Kunden mit dem eigenen Android-Smartphone zu akzeptieren. „Eine zusätzliche Hardware ist nicht notwendig, denn das Smartphone des Händlers wird zum mobilen Kartenlesegerät“, betont Bloching. „Mithilfe der S-POS-App können auch der Kiosk oder die Imbissbude um die Ecke, der Erdbeerhändler auf dem Erdbeerfeld, der Taxifahrer im Auto oder der Standbetreiber auf dem Wochenmarkt ohne große Investitionen in des bargeldlose Kassieren einsteigen.“ Gleichzeitig werde den Privatkunden ermöglicht, an immer mehr Orten per Karte zu bezahlen.
Eine neue Generation der Sparkassen-Card
Bloching bezog in dem Beitrag auch zu den Nachrichten Stellung, dass Mastercard sein Debit-Zahlverfahren Maestro zum 1. Juli 2023 in Deutschland einzustellen will. „Die Entscheidung von Mastercard kam nicht von heute auf morgen über uns.“ Schon vor der Maestro-Abkündigung habe die Sparkassen-Finanzgruppe die Vorbereitungen getroffen, um ihre Sparkassen-Card zu modernisieren.
Grundsätzlich stehen vier Kartenvarianten zur Verfügung: die Sparkassen-Card als „girocard only“ oder als girocard mit den Co-Badges Debit Mastercard (DMC), V-Pay sowie Visa Debit (VID). Letztere ist ab dem 4. Quartal 2022 verfügbar. Bloching: „Jede Sparkasse entscheidet eigenständig über das von ihr präferierte Nachfolgekartenprodukt. Dennoch ist davon auszugehen, dass ab 2023 die Mehrheit der Institute die Sparkassen-Card mit dem Co-Badge DMC oder Visa Debit ausgeben wird.“
Sparkassen-Kunden könnten die neue Sparkassen-Card mit Co-Badge weltweit an jeder Mastercard- oder Visa-Akzeptenzstelle einsetzen, sowohl am POS als auch im E-Commerce. „Bei Hinterlegung der neuen Sparkassen-Card in der Wallet-App von Apple kann über die Debitkarten DMC oder VID auch mit Apple Pay in vielen weiteren Apps und in Online-Shops einfach und bequem bezahlt werden – auch dies dann weltweit“, versichert Bloching.
Titelfoto: DSV-Gruppe