Immer mehr Unternehmen können ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen. Die Bewerberzahlen sind seit Jahren rückläufig; gleichzeitig ist das Ausbildungsangebot weiter gewachsen. Umso wichtiger ist es jetzt für Unternehmen und Betriebe, diesem Trend durch attraktives Marketing entgegenzusteuern. Was Sie dabei beachten sollten.
Text: Julia Köhler
Ausbildungsmarketing ist nicht nur ein Thema für große und mittelständische Unternehmen. Auch kleinere Betriebe und besonders solche mit Standorten im ländlichen Raum können davon profitieren. Ob das Azubi-Marketing letztendlich zum Erfolg führt, hängt vor allem von der richtigen Kommunikationsstrategie Ihres Unternehmens ab.
1. Passende Kanäle wählen
Traditionelle Stellenanzeigen in Tageszeitungen, Fachmagazinen oder auf klassischen Online-Stellenportalen sind natürlich immer noch ein Weg für die Rekrutierung von Fachkräften. Allerdings ist die Generation Z, zu der auch potentielle Azubis gehören, vor allem in den sozialen Netzwerken unterwegs. Dort verbringen Schüler und Studierende einen großen Teil ihrer Freizeit. Passende Kanäle also, um mit Ihrem Azubi-Marketing anzusetzen. Wichtige Plattformen sind Instagram, TikTok, Snapchat, YouTube, Twitter, LinkedIn und XING. Über Facebook Stellenanzeigen zu schalten, ist zwar durchaus möglich, allerdings ist die Reichweite bei der jüngeren Generation im Vergleich zu anderen sozialen Netzwerken wie Instagram nicht besonders hoch.
Bei den Online-Stellenportalen, die auch von jungen Menschen weiterhin häufig genutzt werden, sind Kanäle wie Azubister, Stepstone, Monster, Rekruter sowie die App TalentHero geeignet für Ihre Zielgruppe. Viele dieser Anbieter haben sich auf die Suche von Nachwuchskräften spezialisiert. Hier können Sie meist nicht nur Anzeigen schalten, sondern ein ganzes Unternehmensprofil erstellen. Je mehr Informationen Sie zur Verfügung stellen, desto leichter fällt es, Interesse an Ihrem Unternehmen zu wecken und Bewerbungen zu generieren. Wichtig hierbei: Die Bewerbungshürden senken. Viele Bewerber schreckt es ab, wenn sie sich sofort mit einem ausführlichen Anschreiben, Lebenslauf und diversen Nachweisen vorstellen sollen.
2. Ansprache an die Zielgruppe anpassen
Dieser Punkt ist speziell für die Rekrutierung über die sozialen Medien wichtig. Humor, Kreativität und eine persönliche Ansprache sollten hier im Vordergrund stehen. Speziell bei Snapchat und Instagram sollten Sie Ihre Bewerber statt mit einem „Sie“ mit einem „Du“ ansprechen. Lassen Sie sich etwas einfallen, einen lustigen Spruch, ein auffälliges Bild oder einen interessanten Videoclip. Trockene Fakten zu Ihrem Unternehmen und Claims wie „Azubis gesucht“ oder „Wir suchen dich“ werden nicht zum Erfolg führen. Kreative Social-Media-Anzeigen eignen sich auch optimal, um geteilt und damit weiterverbreitet zu werden. Durch Likes, Retweets und Shares kann sich die Reichweite in nur wenigen Stunden vervielfachen.
3. Guerilla-Marketing für mehr Aufmerksamkeit
Aufsehenerregende Werbekampagnen im öffentlichen Raum sprechen vor allem die junge Zielgruppe an, die Sie für Ihr Unternehmen so dringend benötigen. Brainstormen Sie gemeinsam mit Ihrem Team, denken Sie sich verrückte Aktionen aus oder lassen Sie sich von bisherigen Kampagnen inspirieren.
Ein gutes Beispiel für eine gelungene Marketing-Aktion (auch wenn es sich hierbei nicht direkt um Guerilla-Marketing handelt), ist die erste bundesweite Kampagne aller 79 Industrie- und Handelskammern, die im März 2023 unter dem Motto „Jetzt #könnenlernen“ gestartet ist. Neun echte Azubis füllen einen neu gestarteten Social-Media-Kanal auf TikTok ein ganzes Jahr über mit Leben. Die Kampagne ist auf Mitmachen angelegt und involviert auch Betriebe mit einem Werbemittelpaket, Aktionen und Challenges. Das Ziel: Im ganzen Land ein neues Bewusstsein für das Thema Ausbildung zu schaffen und so dabei zu helfen, Betriebe und junge Menschen zusammenzubringen.
Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen haben meist nur wenig Geld für bundesweite Marketingkampagnen. Damit Sie Ihr Ziel auch in kleinerem Rahmen erreichen, müssen Ihre Werbekampagnen provokativ, originell und auffällig sein. So sorgen Sie für Gesprächsstoff und dafür, dass Ihr Unternehmen auch bei jungen Leuten in aller Munde ist. Das Wichtigste aber ist: Seien Sie mutig und kreativ.
4. Einen Blick hinter die Kulissen gewähren
Eine weitere Möglichkeit, die Rekrutierung voranzutreiben, bietet ein Einblick in die Praxis. Das kann in Form von Veranstaltungen wie „Tag der offenen Tür“ oder durch „Schnuppertage“ geschehen, aber auch in den sozialen Netzwerken. Mit kurzen Videos über die Arbeit in Ihrem Unternehmen können Sie im besten Fall viele Bewerber für eine Ausbildung in Ihrem Betrieb begeistern. Eine weitere Alternative ist die Einrichtung eines Unternehmensblogs auf Ihrer Webseite. Dort könnten Azubis oder junge Fachkräfte regelmäßig über ihren Arbeitsalltag, ihre Projekte und Erlebnisse schreiben, um potentiellen Bewerbern einen authentischen Blick hinter die Kulissen zu gewähren.
5. Zusammenarbeit mit Vereinen
Auch eine Zusammenarbeit mit lokalen und regionalen Sportvereinen kommt in Frage. Im kleinen Rahmen können hier zum Beispiel Sponsorings von Trikots oder Bandenwerbungen realisiert werden. Eine weitere Möglichkeit besteht zudem darin, die Nachwuchs-Mannschaften in Ihr Unternehmen einzuladen. In der Regel sind gerade Jugendvereine für derartige Aktionen offen. Die Kosten halten sich bei der Zusammenarbeit meist in Grenzen. Gleichzeitig können Sie aktiv genau die Altersgruppe ansprechen, die Sie für Ihr Unternehmen benötigen.
6. In Schulen aktiv werden
Arbeiten Sie mit Schulen, Hochschulen und Universitäten zusammen und seien Sie präsent bei internen Veranstaltungen und öffentlichen Informationstagen. Nehmen Sie auch an lokalen Events, Messen und Festtagen teil. So erhöhen Sie den Bekanntheitsgrad Ihrer Marke an den strategisch wichtigen Punkten. Halten Sie kurze Vorstellungsvorträge, um über Ihr Unternehmen zu informieren oder Werbung für Praktika zu machen. Mit einem Praktikum erhalten Schüler und Studierende einen ersten guten und vor allem realistischen Einblick in Ihr Unternehmen.
Einen großen Einfluss auf die Wahl des Ausbildungsplatzes von Jugendlichen haben oftmals auch die Eltern. Nach Absprache mit den Schulen können Sie zum Beispiel auf einem Elternabend selbst zu Gast zu sein und über Ausbildungsmöglichkeiten informieren. Das geht natürlich auch im Rahmen digitaler Treffen. Wichtig: Eltern achten bei der Wahl des Ausbildungsplatzes meist auf ganz andere Dinge als ihre Kinder. Für Eltern sind vor allem die Sicherheiten und Rahmenbedingungen interessant. Klären Sie also über mögliche Aufstiegschancen, Benefits oder andere attraktive Vorteile der Ausbildung auf.
Sie müssen nicht immer Unsummen in Ihr Marketing investieren, um Azubis zu gewinnen. Viel wichtiger ist es, dass Sie präsent, kreativ und vor allem authentisch sind.
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