„Online-Marketing ist immer nachhaltig“ – das ist leider ein Trugschluss. Denn das Internet hat einen enormen Stromverbrauch und verursacht jede Menge CO2-Emissionen. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie digitales Marketing nachhaltiger gestalten können.
Text: Julia Köhler
Rund 10 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs entfallen auf die Nutzung des Internets, da das stetige Datenwachstum immer mehr Technik und Speicherkapazität in Rechenzentren benötigt. Der Anteil des Internets am weltweiten Energiebedarf beträgt etwa 2 Prozent und ist damit genauso so hoch wie der Energiebedarf der gesamten Luftfahrtindustrie. Wäre das Internet ein Land, wäre es einer der größten Energieverbraucher weltweit. Vor diesem Hintergrund wird klar, warum Nachhaltigkeit auch im digitalen Marketing immer wichtiger wird.
Nachhaltiges Handeln ist bereits zum Leitbild vieler Unternehmen geworden, denn auch ihre Kunden und Nutzer erwarten mittlerweile einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen. Wer aber denkt, digitales Marketing ist per se nachhaltig, da Ressourcen eingespart und die richtigen Personen gezielt mit den passenden Inhalten erreicht werden können, der irrt. Der Trend im Marketing von Print zu Digital beispielsweise bedeutet nicht automatisch mehr Nachhaltigkeit.
So geht nachhaltiges Online-Marketing
Nachhaltiges Online-Marketing meint Maßnahmen und Aktivitäten, mit denen Unternehmen ihre Marketing-Strategie umsetzen und wie sie dabei kommunizieren. Ziel ist eine passgenaue und andauernde Wirkung der eingesetzten Marketinginstrumente, es geht also nicht um den kurzfristigen Erfolg.
Es gibt vier wesentliche Bereiche, in denen es sich wirklich lohnt, neue Maßnahmen umzusetzen und mit denen sowohl die ökonomischen als auch die ökologischen und sozialen Aspekte von Nachhaltigkeit berücksichtigt werden.
1. Optimieren Sie Ihre Webseite
Der Energiebedarf des Internets ist immens. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Performance der Webseite, da Werbung, Tracking und komplexes Design den Datenaustausch in die Höhe treiben und für lange Ladezeiten sorgen. Ein schlankes Webdesign, das einen geringen Datenaustausch erfordert, verringert die Ladezeiten Ihrer Internetseite und somit den Energieverbrauch. Reduzieren Sie also die Daten auf Ihrer Webseite, indem Sie Bilder, Grafiken, Animationen und Videos komprimieren. Stellen Sie sich außerdem immer die Frage, ob die zur Verfügung gestellten Inhalte wirklich einen zusätzlichen Nutzen für Ihre User haben. Die Optimierung Ihrer Webseite hat nicht nur einen besseren ökologischen Fußabdruck zur Folge. User und Suchmaschinen bevorzugen schnelle, responsive und übersichtliche Internetseiten, die schnell laden und für mobile Geräte optimiert sind. Mit einer zeitlosen, langlebigen Gestaltung verhindern Sie außerdem, dass die Seite regelmäßig neu aufgesetzt werden muss. Dadurch vermeiden Sie, neben Kosten, auch CO2-Emissionen.
2. Achten Sie auf angemessenes Tracking
Tracking-Tools wie Google Analytics oder Facebook Pixel kommen auf vielen Webseiten zum Einsatz. Mithilfe der durch das Tracking erhobenen personenbezogenen Daten kann zum Beispiel das Kaufverhalten von Konsumenten analysiert werden. Doch gerade kleine Unternehmen können auf solche Tracking-Tools verzichten. Oftmals sind die erhobenen Daten überflüssig, werden gar nicht genutzt oder falsch interpretiert, was durchaus zu Fehlinvestitionen führen kann. Die schlankeren Analysen datenschutzfreundlicher Tools wie Koko Analytics oder Etracker sind meist ausreichend und wesentlich einfacher zu verstehen. Verzichten Sie auch auf das Anhäufen von Kundendaten: Prüfen Sie, welche Daten Sie wirklich brauchen und nutzen und ob die datenschutzrechtliche Sicherheit gewährleistet ist.
3. Produzieren Sie guten Content
Werbeanzeigen sind teuer. Zudem verliert streng auf Userprofile ausgerichtete Werbung oft den richtigen Kontext aus den Augen. Statt viel Geld in Werbung zu investieren, sollten Sie sich darauf fokussieren, Beziehungen zu Ihren Kunden aufzubauen. Treten Sie mit Ihrer Zielgruppe in Interaktion, indem Sie Beiträge auf Social Media Plattformen kommentieren und in Gruppen aktiv sind. Setzen Sie außerdem auf Suchmaschinenoptimierung, damit Ihre Inhalte besser positioniert werden. Das Wichtigste aber ist: Produzieren und verbreiten Sie echten Mehrwert mit einzigartigem Content. Durch qualitativ hochwertigen Content wie einen gut gepflegten Blog, ein Whitepaper oder informative Kampagnen generieren Sie Aufmerksamkeit. Der Mehraufwand lohnt sich, da diese Maßnahmen nachhaltig wirken. Werbung im klassischen Sinn können Sie ergänzend einsetzen.
4. Wechseln Sie zu einem grünen Host
Grüne Webhosts stellen ihre Rechenleistung mit Strom aus erneuerbaren Energien her. Dadurch wird zwar der Energieverbrauch nicht reduziert, aber die CO2-Bilanz verbessert. Gute Anbieter sind beispielsweise Avalon Networks, BioHost und Greensta.
Fazit
Nachhaltiges Online-Marketing hat positive Auswirkungen auf mehreren Ebenen. Schlanke Webseiten haben eine deutlich schnellere Ladezeit. Dadurch wird nicht nur die Nutzerzufriedenheit verbessert, sondern auch das Ranking der Seite. Mithilfe von gutem Online-Content und angemessenem Tracking erzielen Sie langfristigere Kundenbindungen und schonen Ihren Geldbeutel. Und zu guter Letzt leisten Sie durch die Nutzung grüner Webhosts und die Optimierung Ihrer Internetseite einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.
Titelfoto: iStock