Laut einer aktuellen Studie des Digitalverbands Bitkom steht Cloud-Computing vor einem rasanten Wachstum. In fünf Jahren wollen 56 Prozent aller Unternehmen in Deutschland mehr als die Hälfte ihrer IT-Anwendungen aus der Cloud betreiben. Von der Nutzung dieser Technologie versprechen sich Firmen vor allem eine starke Kostenreduzierung und mehr Nachhaltigkeit.
Cloud-Computing hat sich in Deutschland mittlerweile etabliert. Jedes zweite Unternehmen (54 Prozent) will in diesem Jahr in Cloud-Lösungen investieren, bereits zwei Drittel (69 Prozent) planen dies für 2024 oder später. In fünf Jahren wollen 56 Prozent aller Unternehmen in Deutschland mehr als die Hälfte ihrer IT-Anwendungen aus der Cloud betreiben. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 554 Unternehmen ab 20 Beschäftigten aus allen Wirtschaftsbereichen im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
Jedes neunte Unternehmen (11 Prozent), das die Cloud nutzt, hat eine „Cloud only“-Strategie. Das heißt, Cloud-Computing wird für alle Anwendungen und Systeme genutzt und bestehende Lösungen werden in die Cloud überführt. Weitere 36 Prozent setzen auf „Cloud first“, das bedeutet, bei neuen Projekten werden bevorzugt Cloud-Lösungen verwendet und bestehende Anwendungen bei Bedarf in die Cloud umgezogen. Für 35 Prozent gilt „Cloud too“, also die zumindest teilweise Ergänzung bestehender IT-Lösungen um Cloud-Anwendungen.
Cloud-Lösungen sollen Kosten sparen und nachhaltiger machen
Die Hauptgründe für die Nutzung von Cloud-Anwendungen sind laut der Bitkom-Studie die Senkung von Kosten (64 Prozent) sowie die Reduzierung der CO2-Emissionen (63 Prozent). Weitere Gründe sind der Aufbau von Plattformen zur Kooperation mit Dritten (49 Prozent), die Digitalisierung interner Prozesse (46 Prozent) und die Entwicklung innovativer Produkte oder Dienste (43 Prozent). 39 Prozent sehen zudem einen Ausweg aus der bestehenden Hardware-Knappheit, die einen Ausbau eigener Rechenzentren behindert hat, 38 Prozent versprechen sich durch die Cloud Zugang zu innovativen Technologien. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen profitieren von Cloud-Anwendungen, denn sie erhalten so einen leichteren Zugang zu innovativen Technologien wie Künstlicher Intelligenz, sparen sich hohe Investitionskosten oder spezielles technisches Know-how im eigenen Unternehmen.
Darüber hinaus bietet Cloud-Computing weitere Vorteile für kleine und große Firmen: Neben der Flexibilität sowie der unkomplizierten Vergrößerung von Server-Kapazitäten und einem geringen Verwaltungsaufwand haben Unternehmen auch eine höhere Ausfallsicherheit.
Cloud-Anwendungen haben also viele positive Aspekte, doch es gibt auch negative Meinungen, insbesondere zum Thema Nachhaltigkeit: 48 Prozent finden, dass der Energie- und Ressourcenverbrauch beim Cloud-Computing zu intransparent ist. 76 Prozent befürchten, dass Cloud-Computing durch die einfache Skalierbarkeit dazu führen kann, dass Software immer aufwendiger programmiert wird, was wiederum einen Anstieg des Ressourcenverbrauchs und der Kosten zur Folge haben könnte.
Fachkräftemangel hemmt Umsetzung
So nachgefragt Cloud-Computing auch ist, bei der Umsetzung stehen die Unternehmen noch vor vielen Hürden. Die größte Bremse für den Cloud-Markt ist der Mangel an qualifiziertem Personal (65 Prozent). Weitere Hemmnisse sind fehlende Zeit (53 Prozent), zu komplexe Migrations-Aufgaben (52 Prozent) und ein zu hoher Investitionsbedarf (50 Prozent). Hindernisse für Cloud-Projekte sind zudem zu hohe Anforderungen an die IT-Sicherheit (59 Prozent) und an den Datenschutz (56 Prozent).
Angst vor Cyberangriffen unbegründet
Rund zwei Drittel (64 Prozent) befürchten unberechtigten Zugriff auf sensible Daten in der Cloud, 45 Prozent haben Angst vor dem Verlust von Daten. Doch die Bitkom-Studie gibt (bislang) Entwarnung. Tatsächlich geben zwei Drittel (64 Prozent) der Unternehmen, die Cloud Computing nutzen, an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten keinen einzigen Cyberangriff auf die Cloud-Umgebung hatten. Ein Viertel (26 Prozent) berichtet von Angriffen, wobei aber die eigenen Security-Maßnahmen gegriffen haben. Nur 1 Prozent wurde Opfer eines Cyberangriffs auf die Cloud-Umgebung, der zu starken Störungen des Betriebsablaufs führte.
„Der Umstieg auf die Cloud kann die IT-Sicherheit in Unternehmen deutlich erhöhen, insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen, die sich keine große IT-Abteilung leisten können“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Dies gilt jedoch vor allem dann, wenn einheimische Cloud-Betreiber gewählt werden. Diese erfüllen die hohen Sicherheitsstandards, was die Datensicherung und auch die DSGVO betreffen.
Titelfoto: iStock