Jahrelang beriet sie andere Unternehmer – seit März 2022 ist Eugenia Schaller nun selbst Firmenchefin, als Inhaberin des Bioladens Schalotte im beschaulichen hessischen Kurort Grünberg. Dabei setzt die 34-jährige Jungunternehmerin klar auf guten Kundenservice: „Unser Laden ist der Showroom. Was wir nicht vorrätig haben, kann man bestellen.“ Seit Juli gehört auch S-Cashback zum Service.
Wieso haben Sie den Namen Bioladen Schalotte für Ihr Geschäft gewählt?
Eugenia Schaller: Bioläden haben ja oft Gemüse- oder Pflanzensorten im Namen. Ich wollte aber keinen gewöhnlichen Namen haben. Eines Abends hatte ich dann das Bild einer kessen Zwiebel im Kopf – und dann ist mir der Name Schalotte, die ja eine Edelzwiebel ist, eingefallen.
Das Logo mit einer zwinkernden Zwiebel ist ja auch sehr passend.
Ich hatte mir dafür eine Spezialistin geholt, die für grüne Unternehmen Marketingmacht. Die hat unter anderem auch das Logo entworfen, Flyer, Visitenkarten, Jutebeutel und das Schaufenster.
Was zeichnet Ihr Sortiment denn aus? Haben Sie Schwerpunkte?
Wir haben ein Bio-Vollsortiment – von Müsli bis zur Zahnpasta und Naturkosmetik. In unserer großen Käsetheke haben wir zum Beispiel 40 Sorten, die immer wieder wechseln. Wir haben auch 20 verschiedene Bio-Vollkornbrote, die wir täglich frisch von einer Vollkornbäckerei beziehen. Dazu gibt es ein reichhaltiges Obst- und Gemüse-Angebot. Überhaupt legen wir großen Wert auf regionale Produkte. Was weitere Schwerpunkte betrifft: Wir sind eine Anlaufstelle für Menschen mit Unverträglichkeiten und haben daher ein großes glutenfreies Sortiment. Zudem sind wir Markenpartner des Naturkosmetikherstellers Doktor Hauschka. Wir haben auch viel Feinkost – von Oliven aus Familienbetrieben, die direkt aus Griechenland importiert werden, über Nudeln bis zu Weinen und Gin. Und alles, was wir nicht vorrätig haben, kann man bei uns bestellen.
Ist das nicht sehr aufwendig?
Ich sage immer: Unser Laden ist der Showroom. Wenn die Kunden ein Produkt haben wollen, bei dem es sich nicht lohnt, es ins Sortiment aufzunehmen, können die Kunden einen Karton abnehmen.
Wann genau war der Start?
Den Laden gibt es ja schon seit 2017 unter dem Namen Sonnenblume Grünberg, ich habe ihn am 7. März 2022 übernommen.
Wie kam es zu der Übernahme, was war Ihre Motivation?
Ich war vorher schon in einem anderen Ökounternehmen tätig und wollte dann mein eigenes Ding machen. Zuvor war ich mehrere Jahre lang als Mittelstandsberaterin für eine Bank tätig. Für mich stand aber schon lange fest, dass ich selbst Unternehmerin werden will. Als ich dann die Verkaufsanzeige für dieses Geschäft in der Unternehmensbörse sah, habe ich Inhaber angeschrieben.
Aber Sie wollten unbedingt ein Geschäft aus der Biobranche?
Ja, es sollte unbedingt eine grüne Branche sein. Ich mag die Produkte und stehe voll dahinter. Es hätte aber statt Bioladen auch zum Beispiel ein Internetversand mit Biogewürzen sein können, da war ich offen.
Viele Unternehmer haben auch Unternehmer in der Familie. War das bei Ihnen auch so?
Mein Vater war selbstständig, er hatte einen Fuhrbetrieb. Ich bin also tatsächlich unternehmerisch erzogen worden. Auch mein Freundeskreis ist überwiegend selbstständig – da pusht man sich auch gegenseitig.
Hatten Sie denn vorher schon eine Beziehung zu Grünberg?
Nein. Als der Laden zum Verkauf stand, habe ich mir erst einmal den Standort angeschaut. Ich wusste, dass Grünberg in einer kaufkraftstarken Region an der A5 liegt – und es gab auch keine Konkurrenz. Die nächsten Bioladen sind in Gießen und Bad Nauheim. Zudem ist der Laden mit 400 Quadratmetern auch nicht klein. Ich dachte mir also, dass das Geschäft Potenzial hat, vor allem, wenn ich auch noch einen Online-Shop aufstocke.
400 Quadratmeter ist tatsächlich nicht klein. Wie viel Personal haben Sie?
Wir haben eine Vollzeitkraft und eine Aushilfe, die beide auch mal einen Bioladen hatten, eine Auszubildende sowie einen motivierten Schüler als Aushilfe, der auch aus einer Unternehmerfamilie kommt. Ursprünglich war unser Laden übrigens sehr viel kleiner und hatte nur 100 Quadratmeter, direkt am Marktplatz. Als Corona kam, merkte der vorige Inhaber, dass die Kunden Angst haben in den Laden zu kommen, weil es ihnen zu beengt war. Er hatte dann die Möglichkeit, an den jetzigen Standort umzuziehen. Oben drüber ist übrigens ein großer Seminarraum, den ich an eine Yogaschule untervermiete. Das gab es in Grünberg bisher noch nicht und ich fand das eine gute Symbiose.
Grünberg ist ein recht kleiner Kurort mit 13.600 Einwohnern. Ist das eine Herausforderung für einen Bioladen?
Es ist sicher eine Herausforderung, weil es kein großer Ort ist. Es ist aber auch eine Chance: Der Laden liegt mitten in der Fußgängerzone und es kommen viele Auswärtige in die Stadt – etwa aus Lich, Reiskirchen oder aus Laubach – dort hat der Bioladen zugemacht.
Sie betreiben Ihren Laden jetzt seit rund 5 Monaten, haben sich bisher Ihre Erwartungen erfüllt?
Ich hatte natürlich am Anfang Planzahlen aufgestellt, die ich gerne erreichen wollte und das funktioniert auch soweit. Ich habe in einer umsatzschwachen Zeit übernommen, das spannende wird halt das Weihnachtsgeschäft. Das ist das, was richtig Spaß macht im Handel.
Wie finden Sie Ihre Lieferanten und Kooperationspartner?
Das ergibt sich eigentlich. Dadurch, dass ich schon länger in der Branche bin, kannte ich schon viele Erzeuger. Aber es schreiben mich auch immer wieder neue an, die unseren Laden auf Instagram gefunden haben, wo wir 1200 Follower haben. Einige Erzeuger kommen auch einfach in den Laden. Mir gefällt es, regionale Erzeuger zu unterstützen. Wir sehen ja auch, dass die konventionellen Produkte so viel teurer geworden sind. Da bekommt die Biobranche einen besonderen Stellenwert.
Inwiefern?
Wir haben bisher unsere Preise etwa um 5 bis 10 Prozent erhöht und der konventionelle Anbieter vielleicht schon um 30 Prozent.
Ist das wirklich so ein großer Unterschied?
Ja, die Preise gleichen sich gerade an und das finde ich sehr spannend. Die konventionelle Landwirtschaft braucht Düngemittel und deren Preis ist um das Sechsfache gestiegen. Ohne Dünger sind viele der Flächen nicht zu bewirtschaften. Biolandwirte dagegen erzeugen ihren eigenen, stickstofffreien Dünger – der ist günstiger.
Befürchten Sie nicht eine steigende Konkurrenz durch das zunehmende Biosortiment im Supermarkt?
Die Supermärkte sind Mitbewerber, bieten aber in der Regel den geringsten Biostandard an. Sie schmücken sich eher mit Bio, bekommen es aber nicht wirklich hin. Es gibt dort nicht die Vielfalt an Verbandsware, also von Bio-Anbauverbänden zertifizierte Ware, sowie keine Produkte, die nur der Fachhändler anbietet, also etwa von Rapunzel. Ich sage Die Kunden kennen den Unterschied, kennen unsere Qualität. Die wissen, dass wir die Bioware vom Bauern aus dem Alten Land beziehen und nicht aus Neuseeland.
Sie haben Ihr Unternehmen nicht nur in einer Zeit mit hoher Inflation, sondern auch hohen Energiekosten gestartet. Ist das ein Problem?
Die Energiekosten sind auf jeden Fall ein Thema. Wir reagieren aber darauf. So haben wir unsere Beleuchtung Ende Juli auf LED umgestellt, um so 20 Prozent zu sparen. Als nächstes prüfen wir, ob die Installation einer Photovoltaikanlage möglich ist.
Sie hatten jetzt auch eine Bilderausstellung einer lokalen Künstlerin. Wie kam es dazu?
Ich fand die Wände bei uns so kalt und weiß. Eine Freundin von mir ist Hobbymalerin und hatte bereits andernorts eine Vernissage geplant. Da hab ich ihr gesagt: Stell doch mal bei uns aus, das ist eine schöne Plattform. Das hat sich herumgesprochen und eine solche Dynamik entwickelt, dass wir schon die dritte Künstlerin einladen. Alle drei Monate kommt jetzt ein neuer Künstler zu uns, der seine Bilder ausstellt. Ich plane jetzt ein Künstlerregal, wo lokale Künstler ihre Werke ausstellen und verkaufen können.
Das passt ja auch zum Standort in einem Kurort.
Ja, das ist wieder Werbung für uns. Es lockt Leute an, die sich für Kunst interessieren, und vielleicht dann auch bei uns einkaufen.
Was planen Sie sonst noch als nächstes? Wie wollen Sie Ihren Laden weiterentwickeln?
Wir bieten ja schon Kaffee und Kuchen an und wollen diesen Cafébetrieb weiter forcieren. Zudem wollen wir den Bekanntheitsgrad steigern und mehr Touristen zu uns locken. Und wir wollen einen Online-Vertrieb aufbauen. Aktuell ist eine Website im Aufbau.
Stehen Sie jeden Tag selbst im Laden?
Ja, das meiste mache ich selbst. Ich hab es aber immerhin geschafft, nach vier Monaten auch mal eine Woche in Urlaub zu fahren. Das hat aber geklappt: Meine Mitarbeiter wissen jetzt, wie man den Einkauf koordiniert und haben alle Zugänge – sie kamen klar, ohne mich im Urlaub anzurufen. [lacht]
Das klingt, als würden Sie den Schritt in die Selbstständigkeit nicht bereuen.
Nein. Es gibt natürlich Höhen und Tiefen, aber ich sehe auch Chancen. Bio ist in – und sollten die Lieferketten zusammenbrechen, bei uns sind sie zäh.
Sie machen ja auch bei S-Cashback mit. Wie kam es dazu?
Ich bin von der S-Markt & Mehrwert kontaktiert worden. Zudem bin ich in einer Werbegemeinschaft mit dem Vorsitzenden der Sparkasse Grünberg. Ich finde es gut, ein System zu haben, das Kundentreue belohnt, ohne dass ich damit Arbeit habe. Ich finde es schön, dass die Kunden so etwas zurückbekommen. S-Cashback ist für mich wie ein Payback-System für regionale Händler. Es macht die regionalen Händler einfach attraktiver.
Kontakt: Bioladen Schalotte, Marktgasse 5, 35305 Grünberg. Telefon: 06401 226 8929, E-Mail: info@bioladen-schalotte.com. Facebook: www.facebook.com/SchalotteGruenberg. Instagram: www.instagram.com/schalotte.gruenberg.