Tankstellenkette BFT Willer: „Wir engagieren uns sehr für Nachhaltigkeit“

Wer in Schleswig-Holstein mit dem Auto unterwegs ist, kennt sie: die freien Tankstellen von BFT Willer. Bereits seit Februar 2021 sparen S-Cashback-Kunden dort beim Tanken, Einkaufen und diversen Dienstleistungen. Im Interview mit dem S-Cashback-Magazin erläutert der geschäftsführende Gesellschafter Axel Niesing, wie er das Unternehmen fit für die Zukunft macht.

Interview: Gunnar Erth

Axel Niesing

S-Cashback-Magazin: Sie sind die Nummer Eins unter den freien Tankstellen in Schleswig-Holstein, mit über 30 Standorten zwischen Hüsby bei Flensburg bis vor die Tore Hamburgs. Ist das ein sehr umkämpfter Markt?
Axel Niesing: Ja, bei uns gibt es viele freie Tankstellen. Wir gehören zu den sogenannten B-Preisern, die sich einen Cent unter den Preisen von Aral, Shell oder Esso bewegen. Der Großteil unseres Netzes besteht aus Tankstellen unserer Eigenmarke BFT Willer. Das BFT im Namen macht deutlich, dass wir dem Bund freier Tankstellen angehören – mit entsprechendem Preisvorteil. Daneben haben wir auch ein paar Esso-Stationen in Rostock und Niedersachsen, eine Supermarkt-Tankstelle und eine ganz freie Tankstelle. In Summe sind es 36, wobei der S-Cashback-Vorteil nicht für die Esso-Tankstellen gilt.

Wieso gehören eigentlich Esso-Tankstellen zu Ihnen? 
Es gibt eine ganze Menge von Tankstellen der Marken Esso, Aral oder Shell, die nicht dem jeweiligen Konzern gehören, sondern privaten Unternehmern. Wir haben einigen dieser Vertragspartner die Tankstelle abgekauft und betreiben sie weiter unter der Marke Esso. Das schließt aber nicht aus, dass wir sie irgendwann auf unsere Marke umstellen.

Ihr Unternehmen feiert dieses Jahr seinen 90. Geburtstag. Wie haben Sie es geschafft, bis heute ein eigenständiger Familienbetrieb zu sein?
Das ist in unserer Branche nicht selten. Ich bin vor 11 Jahren in die Firma eingetreten, als die Unternehmensnachfolge noch unklar war. Andere verkaufen ihre Tankstellen bei der Gelegenheit; wir haben aber bewusst den Weg der Eigenständigkeit gewählt. Das hat sich gut bewährt, wir sind auf klarem Wachstumskurs.

Die Anfänge des Unternehmens im Jahr 1934. Außer Tankstellen gehört der Handel mit Mineralöl zum Geschäft – hier ein Bild aus dem Kieler Hafen.

Sie haben als Mitgesellschafter und Geschäftsführer das Unternehmen damals neu ausgerichtet. Was haben Sie konkret getan? 
Wir waren damals ein traditioneller Mineralölhändler. Wir hatten nicht nur Tankstellen betrieben, sondern auch mit Heizöl und Schmierstoffen wie Motorenöl gehandelt. Inzwischen betreiben wir ausschließlich Tankstellen. Darüber hinaus engagieren wir uns in zahlreichen Projekten zur Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit der Tankstellen. Dazu gehören zum Beispiel E-Fuels und HVO, also hydrierte Pflanzenöle, die wir unter der Marke Klimadiesel verkaufen. Wir engagieren uns sehr für nachhaltige, klimaneutrale Kraftstoffe – und natürlich für unser Aufforstungsprojekt WillerWald.

Jetzt haben Sie mehrere Punkte angerissen. Können Sie erläutern, was HVO ist?
HVO steht für „Hydrogenated Vegetable Oil“. Es ist ein Dieselersatz, der zu 100 Prozent biologisch ist und aus Reststoffen besteht. Es gibt hier keinen „Tank-Teller-Konflikt“, da kein Anbau von Pflanzen dafür erfolgt. Der Diesel-Ersatzkraftstoff HVO verursacht 90 Prozent weniger CO2-Neuemissionen als herkömmlicher fossiler Diesel, weil beim Wachstum der Pflanzen ja fast genauso viel CO2 der Atmosphäre entzogen werden wie bei der Verbrennung entsteht.

Und was ist der WillerWald? 
Seit vier Jahren pflanzen wir für jeden verkauften Kubikmeter Kraftstoff einen Quadratmeter neuen Wald. Damit leisten wir einen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel. Im Moment gibt es ja viele Maßnahmen zur Forcierung der Elektromobilität; das halten wir nur bedingt für sinnvoll, da sowohl der Strommix auf Grund des hohen Kohlestromanteils als auch zum Beispiel die Herstellung der Akkus alles andere als klimaneutral ist. Wir gehen einen anderen Weg und wollen unsere Kraftstoffe so umweltfreundlich wie möglich machen. Für den WillerWald kaufen wir ehemals landwirtschaftlich genutzte Flächen in Schleswig-Holstein, das übrigens das waldärmste Flächenbundesland in Deutschland ist, und forsten sie auf. Unser erstes Stück Wald hatten wir in Dithmarschen gepflanzt – das ist der waldärmste Kreis in ganz Deutschland mit gerade einmal zwei Prozent Waldanteil.

Spatenstich im WillerWald – mit prominenter Beteiligung von Ministerpräsident Daniel Günther, dem Schirmherrn des Projekts.

Wieviel haben Sie bisher aufgeforstet? 
Insgesamt haben wir bisher um die 300.000 Quadratmeter Wald geschaffen. Wir waren just gestern wieder zum Buddeln in den Hüttener Bergen westlich von Eckernförde. Dort haben wir mit unserem Klimapartner Holstein Kiel, dem ersten schleswig-holsteinischen Erstligisten, neue Waldflächen angelegt. Holstein Kiel spendiert für jedes Tor 11 Bäume für unseren Wald.

Auch Ihr eigenes Unternehmen und ihre Tankstellen stellen sie nachhaltig auf. Wie genau? 
Wir betreiben unsere Tankstellen mit Ökostrom und an unserem Kieler Hauptsitz haben wir 3000 Quadratmeter Solarzellen auf dem Dach installiert. Wir haben eine Biogas- und Bio-CNG-Tankstelle, an der ausschließlich Biogas vertankt wird. 2025 werden wir unsere erste Wasserstofftankstelle errichten, an der vor Ort produzierter Wasserstoff erhältlich ist. Und unsere eigenen Tankfahrzeuge betanken wir natürlich auch mit HVO beziehungsweise Klimadiesel 90.

Auch Schüler beteiligen sich an dem Aufforstungsprojekt.

Machen Sie sich angesichts der Forcierung der Elektromobilität Sorgen um die Zukunft Ihres Unternehmens? 
Nein. Bisher ist die Elektromobilität an unseren Absätzen spurlos vorbeigegangen. Nach jüngsten Zahlen liegt der E-Auto-Anteil bei den Neuzulassungen in Deutschland nur bei 12 Prozent. Wir sehen das selbst an den E-Ladesäulen, die an einigen unserer Standorte stehen – die dort erzielten Erträge sind marginal. Zudem ist der ökologische Fußabdruck der Elektroautos auch nicht ohne – Stichwort Akkuproduktion oder Kobaltförderung. Wir gehen daher davon aus, dass Tankstellen eine dauerhafte Zukunft haben. Mit nachhaltigen Kraftstoffen ist das auch sinnvoll, denn wir haben in Deutschland aktuell 50 Millionen Fahrzeuge, und dabei sind Motorräder nicht mitgerechnet. Diese hohe Zahl an Fahrzeugen lässt sich durch den Einsatz von E-Fuels und HVO deutlich klimafreundlicher bis irgendwann sogar klimaneutral weiter betreiben.

Sind die Ersatzkraftstoffe so leicht einzusetzen?
Ja. Die HVO-Produkte kann man im Prinzip in jedem Diesel verwenden, vom Schiff bis zur Eisenbahn. Der Hamburger Flughafen setzt beispielsweise ausschließlich HVO ein. Grundsätzlich kann man sie ohne separate Zapfsäule allen Kraftstoffen beimischen. Daneben gibt es die sogenannten E-Fuels, die chemisch identisch mit herkömmlichen Superkraftstoff sind. Nur mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass sie aus grünem Wasserstoff und aus der Atmosphäre entzogenem CO2 produziert werden und damit im Kreislauf auch klimaneutral sind.

Woher beziehen Sie denn Ihren traditionellen Kraftstoffanteil? 
Der kommt zum Teil aus der traditionsreichen Raffinerie in Heide in Schleswig-Holstein. Ein weiterer Teil stammt zum Beispiel aus Raffinerien in Hamburg und von anderen Händlern.

Für das Supermarktprojekt Tanke Emma wurde das Unternehmen 2023  in der Kategorie „Shop“ als Tankstelle des Jahres ausgezeichnet.

Zu den Tankstellen gehören ja auch Shops. Einer von ihnen, „Tanke Emma“, hat 2023 einen Preis gewonnen. Wofür war der genau? 
Wie der Name schon andeutet, ist Tanke Emma ein Nachbarschaftsladen. An dem Standort in Kronshagen hatten wir die Situation, dass ein Supermarkt auf dem Nachbargelände geschlossen wurde – und das in einem Stadtteil mit relativ älterer Bevölkerung, wo viele nur fußläufig einkaufen können. Wir hatten einen relativ großen Tankstellenshop und daraus dann den ersten Tanke Emma gemacht. Dort gibt es ein kleines Supermarkt-Sortiment, das deutlich über das übliche Tankstellen-Sortiment hinausgeht. Man bekommt Haushaltschemie, Frischfleisch, Gemüse, Obst – und zwar zu Supermarktpreisen! Das macht sich sehr erfreulich bei den Abverkaufszahlen bemerkbar. Wir verkaufen dort ungefähr 20 Mal so viel abgepackten Kaffee wie an einer normalen Tankstelle.

Und das rechnet sich? 
Das rechnet sich sehr gut. Die Margen sind kleiner als normal, aber die Mengen um ein Vielfaches größer. Wir haben den Lebensmittelabsatz in den ersten zwölf Monaten um 1100 Prozent gesteigert. Und wir haben die Erfahrung gemacht, dass diese Kunden dann auch öfter zum Tanken oder Autowaschen kommen.

Ist das ein Modell, das sie auf andere Tankstellen übertragen wollen? 
Ja. Wir haben natürlich nicht überall den Platz, deswegen haben wir auch zwei „Lütte“-Versionen von Tanke Emma ins Leben gerufen. Auch diese kleineren Varianten funktionieren gut.

Innovationen wie der Klimadiesel 90 sollen auch künftig vorangetrieben werden.

Wie wichtig sind solche Innovationen für Sie? 
Innovationen wie die Tankstellen mit Supermarkt bieten uns die Möglichkeit, uns auf einem stark umkämpften Markt von der Konkurrenz abzusetzen. Ähnlich verhält es sich mit dem WillerWald, wobei wir dies natürlich vor allem machen, um Verantwortung für die Gesellschaft zu demonstrieren. Wir sind bis heute die einzige Tankstelle in Deutschland, die einen Wald pflanzt. Das kostet den Autofahrer keinen Cent mehr und er tankt bei uns obendrein günstiger. Das ist wahrscheinlich auch einer der Gründe, warum wir jedes Jahr noch kräftig wachsen, während der Gesamtmarkt stabil oder sogar leicht rückläufig ist.

Wie groß ist denn Ihr Wachstum?
Dieses Jahr haben wir ein knapp zweistellig prozentuales Umsatzwachstum.

Was ist Ihre Motivation bei S-Cashback mitzumachen? 
Wir sind immer bestrebt, unseren Kunden einen Mehrwert zu bieten. Seit Februar 2021 machen wir über die Sparkasse Mittelholstein bei S-Cashback mit und es findet guten Anklang. Bei uns kann man nicht nur günstiger tanken, sondern bekommt dank S-Cashback auch noch Geld zurück; und man pflanzt mit jedem Liter Benzin auch noch zehn Quadratzentimeter Wald in Schleswig-Holstein. Das sind viele gute Gründe um zu uns zu kommen.

S-Cashback-Vorteil
Mit S-Cashback erhalten Sie an 27 Standorten 0,5 Prozent Cashback auf Ihre Umsätze. Die nächstgelegene Tankstelle finden Sie unter www.antonwiller.de/tankstellen.

Fotos: BFT Willer

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