Bäckerei Horsthemke: „Man muss immer etwas Neues ausprobieren“

Eine Bäckerei mit Tradition: 1895 gründete Franz Horsthemke seine erste eigene Filiale in Oberhausen. Heute wird die große nordrhein-westfälische Bäckereikette bereits von der vierten Generation geführt. Das S-Cashback-Magazin befragte Marketing-Manager Fabian Schlegel, was das Unternehmen so erfolgreich macht und wie man immer wieder aufs Neue die Kunden begeistert.

Interview: Gunnar Erth

S-Cashback-Magazin: Was ist das Besondere einer inhabergeführten Bäckerei?
Fabian Schlegel: An jeder Ecke spürt man den familiären Geist und Ursprung des Unternehmens. Flache Hierarchien und kurze Kommunikationswege sorgen dafür, dass jeder Mitarbeiter immer weiß, an wen er sich wenden muss. Das erleichtert gerade in einem Unternehmen mit knapp 1200 Mitarbeitern vieles! Unsere Mitarbeiter wissen auch, dass die Arbeit für unsere Geschäftsführung nicht irgendein Job ist, sondern Teil ihres Lebens, ihrer Familiengeschichte. Dieses Herzblut investieren wir auch in unsere Produkte und legen großen Wert darauf, das Handwerk auch in der heutigen Zeit zu bewahren. Wir verzichten bewusst auf ein Übermaß an Industrialisierung und setzen stattdessen auf die handwerkliche Wertarbeit unserer Konditoren, Bäcker und Teigmacher.

Wie Filialen haben Sie aktuell?
Etwa 100. Die Zahl schwankt etwas, da wir nach wie vor expandieren. Alleine in diesem Jahr haben wir insgesamt zwei neue Standorte in Mönchengladbach und Mülheim eröffnet. In Kürze kommt noch ein weiteres Fachgeschäft in Velbert hinzu.

Bäckerei mal anders: Die neue Drive-in-Filiale.

Wann gab es den großen Expansionsschub in Ihrer Firmengeschichte?
Die dritte Unternehmergeneration hat die Filialisierung vorangetrieben. Das begann in den 70er-Jahren. Einen großen Schub gab auch die Übernahme der Bäckerei Dahlmann 1988, die seither fester Teil unserer Unternehmensfamilie ist.

Wie weit reicht Ihr Vertriebsgebiet?
Das ist sehr weit gestreckt. Im Ruhrgebiet sind wir fast überall präsent, gleichzeitig betreiben wir auch am Niederrhein einige Fachgeschäfte. Unter dem Markennamen „Bäckerei Dahlmann“ gibt es ebenfalls etwa 20 Filialen im bergischen Land.

Wo sind die erwähnten beiden neuen Standorte?
In Mülheim und Mönchengladbach. Bereits vor vielen Jahren haben wir in Oberhausen einen der ersten Drive-Ins einer Bäckerei in Deutschland eröffnet. Dieser hat sich gerade in der Coronapandemie einer großen Beliebtheit erfreut. In Mülheim haben wir uns dazu entschieden, einen weiteren Drive-In-Standort zu verwirklichen. Das ist für die Kunden sehr praktisch. Man fährt bis zum Fenster vor, bestellt, bezahlt und fährt anschließend ganz normal weiter. Die ersten Monate zeigen, dass dieses Angebot auch in Mülheim gut angenommen wird – wofür wir natürlich auch sehr dankbar sind! Allgemein spielt das Feedback unserer Kunden für uns und unsere Weiterentwicklung eine große und ganz zentrale Rolle.

Viele der Filialen sind sehr großzügig konzipiert und laden zum Verweilen ein.

Zum Beispiel?
In unserem neuen Fachgeschäft in Mönchengladbach richten wir sogenannte Workstations ein. Diese bieten neben Strom und Internet auch genügend Platz, um gut beispielsweise mit dem Laptop arbeiten zu können. Für die Filialen mit den Workstations sind dann auch spezielle Angebote für die Kunden geplant, die dort arbeiten oder sich mit Kollegen treffen wollen. Auch das geht zurück auf das Feedback vor Ort, welches unsere Kollegen an uns in der Verwaltung weitertragen.

Sind viele Ihrer Filialen wie kleine Cafés?
Wir haben zum größten Teil Bäckerei-Cafés, wo sich die Kunden länger aufhalten können. In vielen Filialen haben wir sogenannte Brühbalken, wo jede Tasse Kaffee frisch aus Bio-zertifizierten Bohnen gebrüht wird. Das Konzept wird sehr gut angenommen. Andere Filialen sind sogenannte Schaubäckereien, in denen Brötchen und Brote frisch vor Ort hinter einer Glasscheibe produziert werden. Der Besuch bei uns soll zum Erlebnis werden. Unsere Filialen sollen gemütlich sein und zum Verweilen einladen. Mit Erfolg: Es gibt ganze Frühstücksclubs, die sich zum Essen in unseren Fachgeschäften verabreden.

So ein Café benötigt ja Platz – was sind denn die typischen Standorte für Ihre Filialen?
Wir haben verschiedene Filialtypen. Aktuell eröffnen wir vor allem sogenannte Freestander, das sind alleinstehende Gebäude mit ausreichend Parkplätzen. Diese Filialen haben teilweise beachtliche Dimensionen – in Mülheim gibt es zum Beispiel insgesamt 130 Sitzplätze auf einer Fläche von über 420 Quadratmetern und einen großen Außenbereich. Die nötigen Flächen erschließen wir alleine oder mit Projektentwicklungspartnern. Wir haben aber auch Fachgeschäfte in Einkaufszentren, in Fußgängerzonen oder Vorkassenzonen von Handelsketten, wie Bau- oder Supermärkten.

Wollen Sie weiter expandieren?
Grundsätzlich sind wir immer auf der Suche nach geeigneten Flächen und spannenden Projekten und freuen uns auch in diesem Bereich immer über Tipps und Anregungen!

Das Bäckereiteam überlegt sich ständig neue Kreationen.

Reihenweise schließen Bäckereien wegen gestiegener Kosten und Fachkräftemangel. Wie trotzen Sie dem Trend?
Der Personalmangel ist auch für uns ein Riesenthema. Der Pool an Bewerbern wird immer kleiner. Wir begegnen dem mit innovativen Konzepten, zum Beispiel mit einer Teilzeitausbildung für junge Mütter, mit flexiblen Arbeitszeitmodellen oder auch mit Speeddatings. Das sind Termine, wo sich Bewerber auch ohne mehrseitige Bewerbungen vorstellen können. In 10- bis 15-minütigen Gesprächen mit unseren Recruitern lernen sich beide Seiten gegenseitig kennen. Im besten Fall erhält man direkt einen Termin für einen Probearbeitstag. Wir müssen uns bei der Personalsuche ständig neu erfinden, aber bislang läuft das glücklicherweise gut.

Und wie kommen Sie mit der Inflation zurecht?
Das ist das zweite große Thema. Zum einen haben viele Menschen weniger Geld in der Tasche, weil die Inflation das Gehalt auffrisst; zum anderen sind in den letzten zwei Jahren die Einkaufspreise für Weizen, Milch oder Butter enorm gestiegen. Bei der Qualität der Produkte machen wir keine Kompromisse. Wir sind unseren Kunden sehr dankbar, dass sie die Qualität wertschätzen und uns auch in diesen Zeiten die Treue halten.

Apropos Kundentreue: Wie haben sich denn Geschmack und Anspruch der Kunden in den letzten Jahrzehnten verändert?
Auch in dem Feld machen sich verschiedene Trends bemerkbar. Die Kunden im Jahr 2023 legen großen Wert auf qualitative und möglichst regionale Zutaten und die handwerkliche Herstellungsweise unserer Produkte. Ein gutes Beispiel dafür ist unsere Dinkelkruste, ein ausgesprochen beliebtes Brot, dessen Teig für 48 Stunden in speziellen Gärschränken reift. In dieser Zeit entsteht ein ganz besonderer Geschmack! Weitere beliebte Produkte sind zum Beispiel unsere Currytasche – ein Hörnchen mit Hähnchenbrust und Currycreme – oder unsere ganz neuen Pizzen, welche vor Ort frisch belegt werden. Die beiden Produkte sind dann natürlich insbesondere in der Mittagszeit eine tolle Möglichkeit für die Mittagspause oder den Snack zwischendurch! Sowohl aus unserer Backstube als auch aus unserem Kundenkreis erhalten wir vielfältige Vorschläge und Ideen für unser Sortiment. In unseren Backstuben arbeiten ganz kreative und tolle Leute, die diese Ideen dann verwirklichen. Im Anschluss veranstalten wir Probierrunden und schauen, ob die Produktkreationen auch den Geschmack der Leute treffen!

Auch Schaubäcker tragen dazu bei, dass die Kunden gern die Filialen besuchen.

Welche Ihrer Produkte sind bei den Kunden besonders gefragt?
Ganz klar, das klassische Brötchen in allen Variationen und ganz verschiedene Brote. Sehr beliebt sind auch unsere Mürbchen mit Schokostücken. Wir haben zudem eine große Auswahl an täglich wechselnden Kuchen. Mein persönlicher Favorit ist unsere Himbeerschnitte. Jetzt zur Weihnachtszeit ist auch unser hausgemachter Stollen mit Lübecker Marzipan ein Riesenthema.

Sie haben die Auszeichnung „Sehr gut“ des Deutsches Brotinstituts erhalten. Wofür?
Für eine ganze Reihe von Produkten – vom Elsässer Brot bis zum Walnussbrötchen – die genauen Infos findet man auf unserer Webseite. Solche Auszeichnungen sind für uns als Unternehmen in der Außendarstellung natürlich eine schöne Sache, aber insbesondere auch für unser Team in der Produktion, das dadurch auch von einer Expertenjury Anerkennung für die harte und leider oft unterschätzte Arbeit erhält.

Bei Horsthemke gibt es nicht nur Backwaren, sondern auch leckere Speisen.

Wie wichtig sind Ihnen Nachhaltigkeit und Regionalität?
Für uns als regional tief verwurzeltes Familienunternehmen sind das beides sehr große Anliegen. Diesen Anspruch stellen wir auch an unsere Partner und Zulieferer. Wir probieren grundsätzlich, alle Rohstoffe und Zutaten aus der näheren Umgebung zu beziehen. Unser Mehl stammt zum Beispiel aus einer Mühle in Neuss und auch die Fleischwaren entstammen der Herstellung eines Meisterbetriebs aus Westfalen. Gleichzeitig sind wir ständig dabei, unsere Produktion zu erneuern und so effizienter mit Wasser und Strom umzugehen. Wir haben außerdem Elektroladesäulen an der Verwaltung und schaffen die entsprechenden Vorbereitungen an einigen geeigneten Filialstandorten. Wir setzen auf Mülltrennung und versuchen den Papierverbrauch im Büro zu vermeiden – es gibt viele Punkte, an denen wir ansetzen.

Sie gewähren 1 Prozent S-Cashback auf alle Umsätze ab 7 Euro bei Zahlung mit einer Debit- oder Kreditkarte der Sparkassen. Wie sind Sie zum Sparkassen-Vorteilsprogramm gekommen und wieso machen Sie mit?
Ein Mitarbeiter der S-Markt & Mehrwert ist auf uns zugekommen. Wir haben uns getroffen und waren sofort begeistert von dem Vorhaben. Wir wollen mit S-Cashback unseren Kunden etwas zurückgeben. Der Vorteil gilt natürlich sowohl für die Horsthemke-, als auch für die Dahlmann-Filialen.

Sind Sie mit S-Cashback zufrieden?
Auf jeden Fall! S-Cashback wird immer besser angenommen. Das bedeutet, dass immer mehr Sparkassen-Kunden auf uns aufmerksam werden, wofür wir natürlich auch sehr dankbar sind.

Eine neue Kreation bei Horsthemke: die Zimtschnecke.

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