Alternativen zum privaten Silvesterfeuerwerk

Das alte Jahr geht, das neue kommt: Zeit noch einmal richtig zu feiern. Sekt und Berliner werden gekauft, aber auch Böller und Raketen – oft zum Nachteil von Tieren und Umwelt. Glücklicherweise gibt es viele schöne Alternativen, mit denen sich der Jahreswechsel ohne Krach und Müll feiern lässt.

Text: Sarah Lohmann

Ein kleiner Ausflug in die Tradition: Feuerwerk zu festlichen Anlässen hat eine lange Geschichte, aber keinen kirchlichen Ursprung. Der Brauch soll aus dem China des frühen 12. Jahrhunderts stammen. Italien legte 1379 mit dem ersten Feuerwerk in Europa nach, Deutschland folgte 1506.

Der Krach zum Jahreswechsel hingegen diente seit dem frühen Mittelalter dazu, böse Geister zu vertreiben. In heidnischen Zeiten lärmten die Germanen noch mit Töpfen, Trommeln und Trompeten. Sogar Holzräder wurden angezündet, um den Kriegsgott Wotan in seine Schranken zu weisen, denn in der Nacht des 31. Dezembers sollte dieser besonders viel Unheil anrichten. Auch das Aufhängen von Wäsche in der Silvesternacht war ein Unding – schließlich war die Geisterschar Wotans unterwegs, die sich in der Wäsche hätte verfangen und dort festsitzen konnte.

Silvester an sich gibt es seit 1582. In diesem Jahr wurde der letzte Tag des Jahres von Heiligabend auf den 31. Dezember verlegt, den Todestag von Papst Silvester I. Dieser starb eigentlich viel früher –am 31. Dezember 335. Paradoxerweise gilt er als Schutzpatron der Haustiere, die sich bis heute vor dem Feuerwerkslärm zu Silvester erschrecken.

Laut war gestern

Das Image des Silvesterfeuerwerks hat jüngst gelitten – Sicherheitsbedenken, Feinstaub, Müll und verängstigte Tiere sprechen eine deutliche Sprache. Das Umweltbundesamt schrieb etwa: „In der Silvesternacht steigt die Belastung mit gesundheitsschädlichem Feinstaub explosionsartig an.“ Alljährlich werden rund 4500 Tonnen Feinstaub zum Jahreswechsel freigesetzt – etwa 15,5 Prozent der Menge, die der gesamte Straßenverkehr im ganzen Jahr produziert. Zudem fallen allein in den fünf größten deutschen Städten Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt rund 200 Tonnen Silvesterabfall an.

Abfall zu Silvester – wie hier in Berlin – muss nicht sein.

Böller und Raketen stellen zudem ein Sicherheitsrisiko dar. „Jedes Jahr gibt es in der Silvesternacht zahlreiche Verletzte und immer wieder sogar Tote. Die meisten Verletzungen sind Verbrennungen, Schäden des Innenohrs und Verstümmelungen“, so heißt es bei Ökotest. Und für „Mitgefühl statt Feuerwerk“ plädiert PETA Deutschland im Sinne des Tierwohls. Vögel können zum Beispiel ein Anflug- und Knalltrauma erleiden und flugunfähig werden, aufgeschreckte Füchse in den Straßenverkehr geraten.

Zehn Ideen vom Tischfeuerwerk bis zum Laternenumzug

Was also tun, um den Jahreswechsel nachhaltig und positiv zu gestalten – ohne auf jeden Brauch zu verzichten?

1. Tischfeuerwerk. Das glitzernde Highlight des Abends kann in den eigenen vier Wänden stattfinden – zum Beispiel mit Torte und sprühender Eisfontäne.

2. Wachsgießen. Werden die Ziele im nächsten Jahr erreicht, die große Liebe gefunden, steht ein Geldsegen ins Haus? All das verriet bis 2018 das Blei am Silvesterabend – bis die EU es verbot, da Blei ein gesundheitsschädigendes Schwermetall ist. Eine nachhaltige Alternative: Wachsgießen. Dabei wird Wachs auf einem Löffel über der Flamme einer Kerze verflüssigt und anschließend mit Schwung in eine Wasserschüssel gegossen. Die Wachsformationen sind weniger filigran, aber mit etwas Fantasie kann allerhand daraus gelesen werden. Ein etwas anderes Neujahrsorakel ermöglichen selbstgemachte Glückskekse.

3. Konfettikanone. Ja, auch Konfettikanonen sind ein Graus für die Natur – es gibt aber umweltfreundliche Alternativen, die ohne Metall und Plastik auskommen. So zerfällt beispielsweise das flauschige Biopapier in manchen Kanonen bei Kontakt mit Regen in biologisch abbaubare Bestandteile.

4. Wunderkerze. Die XL-Variante der beliebten Funken-Sprüher hat es in sich. Sie sind circa 70 cm lang und sorgen rund drei Minuten lang für eine schöne Atmosphäre.

5. Lichtorgel. Der ein oder andere kennt sie vielleicht noch – Lichtorgeln tauchten in den 1970er Jahren die Discotheken in bunte Farben und tanzende Lichter. Jetzt könnten sie als nachhaltige Alternative zum Feuerwerk ein Revival erleben. Übrigens: Sie sind nicht viel teurer als ein mittelgroßes Feuerwerk und können Jahr für Jahr zum Einsatz kommen. Nicht müll- aber feinstaubfrei sind außerdem Knicklichter, die ebenfalls für Hingucker sorgen. Auch Glühbirnen können für die Silvesterparty gegen bunte Alternativen getauscht werden.

Karaoke zu Silvester: Melodien statt Müll.

6. Karaoke. Silvester soll schon etwas lauter sein? Dann sorgen Karaoke-Spiele für Stimmung und Lautstärke – ganz ohne verschreckte Wildtiere. Nintendo Switch oder Playstation bieten die passende Software. Wer das Retro-Feeling mag und weiß, dass Karaoke-Singen im Freundeskreis ohnehin beliebt ist, schafft sich eine Karaoke-Maschine an.

7. Knallbonbon. All jenen, die es trotzdem knallen lassen möchten, bietet sich eine simple und kostengünstige Lösung: Knallbonbons, die in Großbritannien zur Weihnachtstradition gehören. Besonders schön: Im Inneren können beispielsweise kleine Glücksbringer fürs neue Jahr versteckt werden – etwa Hufeisen, vierblättrige Kleeblätter sowie Schweinchen.

8. Krach machen. Wer seinen Kindern eine Freude machen und am Ursprung des Silvesterbrauchs festhalten will, der sorgt einfach selbst für Lärm – so wie die Germanen damals. Die Kinder werden sich sicher freuen, nach Lust und Laune Krach machen zu dürfen. Möglich sind Trommeln, Töpfe, Glocken, Trillerpfeifen, Hupen. Der Krach bleibt auch noch in den eigenen vier Wänden. Nur die Nachbarn sollten vorgewarnt werden.

Laternenumzüge machen nicht nur Kindern Spaß.

9. Laternenumzug. Zu den beliebtesten Neujahrsvorsätzen gehört, sich mehr zu bewegen. Wie wäre es dann um Mitternacht mit einem Spaziergang – beleuchtet von farbenfrohen Laternen. Zu bedenken: Himmelslaternen sind mit gutem Grund in Deutschland verboten.

10. Großfeuerwerk. In Ihrer Stadt gibt es zum Jahreswechsel größere Feuerwerke? Dann suchen Sie sich vor Mitternacht einen geeigneten Aussichtspunkt, stoßen Sie an und lassen Sie sich einen Berliner schmecken, während der Himmel über Ihnen in bunten Glitzerregen getaucht wird.

Bräuche aus aller Welt

Darüber hinaus kann es schön, lehrreich und unterhaltsam sein, Silvesterbräuche aus aller Welt auszuprobieren: In Spanien werden beispielsweise zwölf Weintrauben gegessen – zu jedem Glockenschlag um Mitternacht eine. Dabei steht jede Traube für einen Monat des neuen Jahres und wer sie alle pünktlich verspeist hat, dem soll das Glück im neuen Jahr gewiss sein.

In Griechenland wird eine Münze in Brot gebacken. Wer dann – hoffentlich nicht zu fest – drauf beißt, soll ebenso mit Glück gesegnet sein. Und in Argentinien werden alte Unterlagen in kleine Schnipsel gerissen und aus dem Fenster geworfen, um sich von seinen Altlasten zu befreien – im Sinne der Nachhaltigkeit sollten die Papierfetzen allerdings im Mülleimer landen.

Wir wünschen Ihnen einen zauberhaften Jahreswechsel und einen wunderbaren Start ins neue Jahr!

Fotos: Adobe Stock

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