Berufswahl: Mehr Frauen in „Männerjobs“ und umgekehrt

Frauen pflegen, schneiden Haare und erziehen, Männer machen was mit den Händen oder sie rechnen und entwickeln Innovationen für die Welt der Zukunft. Die Grenzen zwischen „typisch“ weiblichen und männlichen Berufsbildern verschwimmen immer stärker. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre sind die geschlechterspezifischen Unterschiede bei der Berufswahl gesunken, wie das Statistische Bundesamt feststellte.

Rollenklischees bei der Berufswahl? Das ist auch im Jahr 2024 ein Thema, obgleich gesellschaftlicher Konsens darüber bestehen sollte, dass die Begabungen von Männern und Frauen unterschiedlich ausgeprägt sein können – ganz unabhängig von angenommenen geschlechterspezifischen Zuschreibungen. Auch heute noch sind Frauen in Berufen aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) unterrepräsentiert, gleiches gilt für Männer in sozialen Jobs oder im Verkauf von Lebensmitteln. Die vom Statistischen Bundesamt ermittelten Zahlen zeigen allerdings, dass sich immer mehr Frauen für sogenannte Männerberufe entscheiden und umgekehrt, als es noch im Jahr 2013 der Fall gewesen ist.

Frauen in der IT, der Forstwirtschaft und bei der Polizei

Während 2013 lediglich 11 Prozent der Frauen im Bereich der Informationstechnologie arbeiteten, liegt ihr Anteil heute bei 18 Prozent. In der Forst- und Jagdwirtschaft sowie in der Landschaftspflege stieg der Frauenanteil ebenfalls von vormals 10 auf nun 19 Prozent. Und es gibt heute wesentlich mehr Beamtinnen bei der Polizei und im Justizvollzug: der Frauenanteil stieg in den letzten zehn Jahren um acht Prozentpunkte von 20 auf 28 Prozent. 97 000 Frauen sind in diesem Bereich beschäftigt.

Pflege ist jetzt nicht mehr nur Frauensache.

Zu den Berufen mit dem niedrigsten Frauenanteil gehörten im Juni 2023 laut dem Informationsdienstes des Instituts der deutschen Wirtschaft (IWD) Hoch- und Tiefbauberufe mit 2,0 Prozent, Ausbau- und Innenausbauberufe mit 3,8 Prozent sowie Gebäude- und versorgungstechnische Berufe mit 4,6 Prozent.

Grundsätzlich gehen laut dem Statistischen Bundesamt immer mehr Frauen in Deutschland einer Erwerbstätigkeit nach, was ebenfalls eine begrüßenswerte Entwicklung darstellt. Im Juni 2023 waren rund 16,1 Millionen Frauen sozialversicherungspflichtig beschäftigt – fast ein Fünftel mehr als zehn Jahre zuvor.

Männer in der Pflege und im Verkauf

Schön und gut – doch wie steht es um die Männer? In traditionell eher weiblich dominierten Berufsfeldern zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Der Männeranteil in der Körperpflege hat von 10 auf 18 Prozent zugelegt. In der Altenpflege sind inzwischen nicht mehr nur zu 13 Prozent der Männer, sondern 17 Prozent tätig – also 103.000 Männer. Und auch in der Gesundheits- und Krankenpflege stieg der Männeranteil von 19 auf 23 Prozent. Noch deutlicher schlägt sich der gesellschaftliche Wandel im Verkauf von Lebensmitteln nieder – der Anteil der Angestellten lag jüngst bei 23 Prozent. Vor zehn Jahren waren es noch 14 Prozent.

Doch woher kommt der Wandel? In Zeiten des Fachkräftemangels können Betriebe „auf kein Talent verzichten“, stellte die Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger fest. Mitunter deshalb investieren Unternehmen seit Jahren viel Zeit und Energie in Initiativen wie den „Girls’ and Boys’ Day“, der dazu beitragen soll, Rollenklischees zu durchbrechen und bestimmte Berufssparten geschlechterübergreifend wahrnehmbar zu machen. Bestenfalls gehen Mädchen also in Werkstätten, sie schnuppern in IT-Jobs oder besuchen Baustellen. Jungs hingegen entdecken Kindertagesstätten und Pflegeberufe.

Schubladen im Sinn

Noch wichtiger ist allerdings, dass das Umdenken über den Aktionstag hinausgeht und auch in den Köpfen der Eltern ankommt. Denn diese erhalten häufig den Status quo, wie eine Umfrage unter rund 1600 Müttern und Vätern im Auftrag des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit ermittelt hat, das den Girls’ and Boys’ Day organisiert. Und die Eltern haben geschlechterspezifische Präferenzen: Auch bei gleichen Schulleistungen können sie sich technische Berufe, IT und Informatik für ihre Töchter seltener vorstellen als für ihre Söhne. In künstlerischen Berufen können sich Eltern wiederum die Söhne schlechter als ihre Töchter vorstellen. Gleiches gilt für soziale und erzieherische Berufe.

Fotos: Adobe Stock

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