Hinter historischen Mauern befindet sich am Rande des Schwarzwalds das Haus Zauberflöte – Hotel, Restaurant, Bar und Café in einem. Die acht Zimmer wurden von namhaften Künstlern gestaltet, das Restaurant liegt in einem holzvertäfelten Tanzsaal mit Rundbogenfenstern. Betreiber ist der Herzblut-Gastronom Willi Schöllmann. Im Interview erzählt er von der Entstehung des Hotels und seine Ambitionen, aus Offenburg einen Standort zu machen, der für gute Drinks bekannt ist.
Interview: Sarah Lohmann
S-Cashback-Magazin: Herr Schöllmann, wann haben Sie die Zauberflöte gegründet?
Willi Schöllmann: 2003 war ich noch Mieter des Restaurants im großen Saal. Der Rest des Gebäudes wurde von den damaligen Eigentümern als klassisches Wirtshaus mit Gästezimmern betrieben. Unter einem Dach gab es also zwei Gastronomiekonzepte. 2014 hatte ich dann die Möglichkeit, das ganze Haus zu erwerben. Ich habe das Vorderhaus aufwendig umbauen lassen und es 2015 als Gesamtkonzept mit den vier Bestandteilen Bar, Restaurant, Hotel und Café neu eröffnet.
Das klingt nach einer Menge Arbeit.
Ja, es ist viel Herzblut in das Haus Zauberflöte geflossen.
Warum „Haus Zauberflöte“? Woher kommt der Name?
Das Gebäude gibt es schon seit 1879 und seitdem heißt es so. In Offenburg gibt es sogar die Zauberflötenbrücke, die nach dem Haus benannt wurde – nicht anders herum. Zauberflöte nimmt Bezug auf die gleichnamige Mozartoper – viele Sänger der Oper haben früher hier lange in den Gästezimmern gewohnt. Also habe ich den Namen natürlich beibehalten.
Was macht das Haus Zauberflöte Ihrer Ansicht nach einzigartig?
Auf jeden Fall der kreative Input durch die Künstler. Für Offenburger Verhältnisse hatten wir echt bekannte Leute für die Gestaltung der Zimmer da – beispielsweise Blek le Rat, einer der ersten Streetart-Sprayer im Paris der 80er-Jahre, der sogar als Vorbild des Graffiti-Künstlers Banksy gilt. Mit seiner Schablonen-Technik hat er eine Wand bei uns gestaltet. Stefan Marx aus der Hamburger Skateboard-Szene war dabei, der Hamburger Modedesigner Herr von Eden, der Berliner Fotograf Oliver Rath und Stefan Strumbel, der traditionelle Motive mit Pop Art kombiniert. Dadurch, dass jedes Zimmer die einzigartige Handschrift der Künstler trägt, wird das Übernachten zum Erlebnis. Viele Einrichtungselemente kommen außerdem nicht von der Stange – mich zieht es oft nach Paris und dort habe ich auf vielen Flohmärkten Accessoires, Lampen und Möbel gekauft. Handverlesen und sehr individuell.
Wie kamen Sie denn auf die ganzen Ideen, die Sie im Haus Zauberflöte umgesetzt haben?
Ich habe keine klassische Ausbildung gemacht, bin aber seit meinem 18. Lebensjahr selbstständig. Meine Liebe ging schon immer zum Produkt Essen und Trinken. Ich war viel unterwegs, habe viele Restaurants und Bars gesehen. Die Inspiration habe ich ein Stück weit aus diesen Erfahrungen mitgenommen. Dann habe ich mich auf den Bereich Bar und Cocktails spezialisiert.
Was steckt in der Spezialisierung?
Meine eigenen Ideen. Die Bar im Haus Zauberflöte ist ein Ort, der frei von Marken und Labels ist, weil der Mensch im Vordergrund stehen soll. Es gibt keine Karte, stattdessen werden Empfehlungen ausgesprochen. In dem kleinen Rahmen ist es gut möglich, den Gästen eine spannende Erfahrung zu bieten und es hat auch eine beruhigende Wirkung, nicht von Labels umgeben zu sein. Außerdem sind wir Pioniere der Obstbrand-Cocktails und haben die Drinks inzwischen sogar auf nationaler Ebene etablieren können. Obstbrände gelten eigentlich als antiquiert – das sind sie aber gar nicht. Statt Whisky Sour gibt es also bei uns William Sour und das kommt richtig gut an. Während der Corona-Zeit habe ich das Buch „Bar & Kitchen“ rausgebracht. Darin sind viele Drinks und Rezepte verewigt.
Also leisten Sie auch eine wertvolle Arbeit für die ganze Region?
Auf jeden Fall – nur so kriegen wir Leute aus Berlin, Hamburg, München nach Offenburg. Einmal im Jahr gibt es auch bei uns den Black Forest-Cup – einen Wettbewerb, bei dem Bartender aus Deutschland und dem Ausland Drinks rund ums Thema Schwarzwald kreieren. Mindestens eine Zutat muss hier aus der Region kommen, denn was mich unter anderem immer in der Gegend gehalten hat, ist die Qualität der Lebensmittel. Bewertet wird die Kreation von einer top-besetzten Jury.
Wann findet der Wettbewerb immer statt?
Der letzte Cup fand im Januar statt, das Event an sich habe ich 2016 ins Leben gerufen. Es sind echte Hochkaräter aus der Branche dabei. Das ist auch nichts zum Geldverdienen – ich mache das fürs Netzwerken, um Spaß zu haben und um meinen Mitarbeitern die Möglichkeit zu bieten, sich mit den besten Barkeepern des Landes auszutauschen. In diesem Jahr ging der Preis an Lilly Rennack vom Berliner Bar-Restaurant Kopps mit „Fichten und Eckert“, der mit Whiskey, Kastanienbrand, Sherry und Milchpunsch eine Verbindung zum Schwarzwälder Maler Otto Eckert herstellen sollte.
Welche Veranstaltungen stehen denn als nächstes an?
Wir konzentrieren uns auf den Ausbau unseres Catering-Bereichs, seit September 2023 sind wir Vertragspartner fürs Catering bei den Events der Reithalle Offenburg – dem Kulturforum der Stadt. So gewinnen wir mehr Unabhängigkeit vom Tagesgeschäft und können uns noch breiter aufstellen. Im Juni werde ich außerdem einen Weinmarkt ausrichten, zu dem badische und elsässische Winzer und Gastronomen eingeladen werden – da gibt’s dann leckeren Wein und tolle Food-Stände.
Apropos Food. Was zeichnet denn die Küche in der Zauberflöte aus?
Es gibt eine sehr kleine, erlesene Speisekarte mit deutsch-französischer Küche. Alles, was hier angeboten wird, ist selbstgemacht, frisch, saisonal. Wir arbeiten mit keinerlei Fertigprodukten – Brot backen wir in der am Café angeschlossenen Bäckerei selbst und auch Eiscreme gibt’s aus eigener Herstellung. Zu den Klassikern gehören die badisch-elsässischen Hecht-Klößchen – also ein echtes Oldschool-Gericht, das der Koch wunderbar modern interpretiert – und ab zwei Personen das Rinderkotelett. Im vegetarischen Bereich haben wir ein „Sharing-is-caring“-Konzept – viele kleine saisonal beeinflusste, vegetarische Snacks stehen dabei in der Mitte des Tischs.
Und was macht das Café außerdem besonders?
Das Angebot ist rein vegetarisch, bis auf die mit geräuchertem Lachs belegten Bagels. Das war früher schwierig, die Übernachtungsgäste wollten auch Wurst zum Frühstück – inzwischen lieben die Gäste das Café, das gleichzeitig auch die Rezeption für unser Hotel ist.
Sie betreiben neben dem Haus Zauberflöte noch weitere Lokale, richtig?
Ja, ich habe noch das Schoellmanns, was zur Hälfte Bar und zur anderen Hälfte Restaurant ist und ein ganz anderes Konzept verfolgt. Aufenthalte dort sind kommunikativer, dauern gerne mal bis tief in die Nacht und es gibt eine große Dachterrasse. In der Zauberflöte geht man eher schön essen, mit Ruhe und in kleinerem Rahmen. Außerdem betreibe ich noch das Hotel Union und die Kantine – letzteres zusammen mit meinem Freund und Partner Martin Kammerer. Das schöne ist aber, dass die Teams aller Häuser wie eine große Familie zusammenhalten. Wenn sich die Wege beispielsweise fürs Catering kreuzen, hilft man sich gegenseitig.
Gibt es noch weitere Objekte, die Sie erwerben möchten?
Nein, zusätzliche Objekte nicht, aber ich will die bestehenden Projekte weiterentwickeln, uns breit aufstellen und mit meinen Mitarbeitern eine gute Zeit haben. Gäste und Team sollen sich einfach wohlfühlen und Spaß bei der Arbeit empfinden. Außerdem liegt mir persönlich der Getränkebereich besonders am Herzen. Ich habe zum Beispiel schon lange Limonaden selbst hergestellt – die Schoellmann‘s Limo in den Sorten Ingwer-Limette und Himbeer-Minze wurde inzwischen professionell abgefüllt. Ich habe außerdem einen bitter-süßen Likör entwickelt – „Amerouge“, der natürliche Aromen und Farben enthält. Ihn möchte ich jetzt stärker am Markt etablieren.
S-Cashback-Vorteil
S-Cashback-Kunden erhalten bei dem Kunden der Sparkasse Hochschwarzwald 2 Prozent Cashback auf alle Umsätze. Adresse: Haus Zauberflöte, Lindenplatz 12, 77652 Offenburg. Internet: www.haus-zauberfloete.de
Fotos: Haus Zauberflöte