Seit April 2022 betreiben Janine und Markus Philipp in Arnsberg-Neheim „Das Wohnhaus – Living & Lifestyle“, ein Geschäft rund um nachhaltiges Wohnen und Leben. Anfang März 2023 eröffnet das Ehepaar einen weiteren Laden in Dortmund, die U-NIKAT Konzeptmanufaktur. Für beide Läden gilt das Motto: „Klasse statt Masse!“.
Interview: Julia Köhler

S-Cashback Magazin: Frau Philipp, vor knapp einem Jahr haben Sie und Ihr Mann „Das Wohnhaus“ in Arnsberg-Neheim eröffnet. Zuvor hatten Sie bereits ein Geschäft in Dortmund, das Sie im September 2022 geschlossen haben. Wie kam es zur Schließung?
Janine Philipp: Es war sehr schwierig, sich um zwei Geschäfte gleichzeitig zu kümmern, die mehr als 40 Kilometer auseinanderliegen. Mein Mann ist beruflich viel unterwegs und ich musste mich um den Einkauf, Verkauf und die Dekoration kümmern. Außerdem haben wir zwei Kinder. Der Hauptgrund für die Geschäftsschließung war aber die Ukraine-Krise samt hoher Inflationsrate. Die Krise hat sich sehr stark auf den Handel ausgewirkt. Viele Einzelhändler hatten sicher ähnliche Probleme wie wir. Wir haben gemerkt, dass die Leute durch die Preissteigerungen weniger Geld im Portemonnaie hatten, der Umsatzrückgang war deutlich spürbar. Die Kauflust ist einfach bei vielen verloren gegangen, zumal wir ja schöne Lifestyle-Produkte anbieten und keine lebensnotwendigen Dinge. Irgendwann haben wir uns dann dazu entschlossen, den Laden in Dortmund zu schließen.
Anfang März eröffnen Sie Ihren Laden in Dortmund aber wieder?
Ja, wir haben gemerkt, dass unser Herz doch sehr daran hängt. Zudem sind die Energiekosten und Lebensmittelpreise wieder etwas gesunken, gleichzeitig ist die Kaufbereitschaft der Menschen gestiegen. Man spürt die Belebung der Städte. Also haben wir uns dazu entschieden, wieder neu durchzustarten. Das neue Geschäft wird allerdings zwei Häuser weiter als das alte beheimatet sein. Wir haben uns mit einer Freundin zusammengetan, die Künstlerin ist und Taschen kreiert. Außerdem stellen wir am Standort Dortmund Personal ein. Das Sortiment wird dem im Wohnhaus in Arnsberg ähnlich sein, aber wir wollen uns mehr auf nachhaltig produzierte Kleidung und Taschen spezialisieren. Außerdem möchten wir mehr Pflanzen und Porzellan anbieten. Wir arbeiten mit einer kleinen Porzellanmanufaktur aus Dortmund zusammen, die in derselben Straße ihr Geschäft betreibt. Unsere Stammkundschaft von früher freut sich schon sehr auf die Neueröffnung.
Alle Stücke sind einzigartig und mit Liebe zum Detail ausgewählt
Was umfasst das Sortiment in Ihrem Geschäft in Arnsberg-Neheim?
Unser Geschäft ist ein Gemischtwarenladen mit einer Verkaufsfläche von circa 70 Quadratmetern. Hier verkaufen wir handverlesene Möbel, individuelle Einzelstücke, Deko-, Haushalts- und Geschenkartikel, ausgefallene Pflanzen und nachhaltige Bekleidung. Fast alle Stücke sind einzigartig und mit viel Liebe zum Detail ausgewählt. Wir beleuchten genau, wo und wie die Waren hergestellt werden. Daneben fertigen wir auch Textildrucke von fair gehandelter Bio-Baumwolle – wir beliefern zum Beispiel Schulen, Kindergärten und Pflegedienste. In unserer hauseigenen Textildruckerei bieten wir die gesamte Palette an Veredelungstechniken an. Das ist möglich, weil mein Mann Markus gelernter Lithograph und Industriemeister Druck ist. Auch Stick- und Digitaldirektdruckarbeiten sowie die Produktion von Werbemitteln sind Teil unseres Angebots – hier arbeiten wir mit langjährigen und verlässlichen Partnern zusammen.

Ihr Mann ist unter anderem gelernter Lithograph. Was ist Ihr beruflicher Hintergrund?
Ich bin gelernte Floristin und habe über 20 Jahre Erfahrung im Einzelhandel. Kreativität und ein Gespür für die perfekte Präsentation sind mein Steckenpferd. Allerdings wollte ich nie einen eigenen Laden haben… Aber ich habe gemerkt, das Wichtigste im Leben ist, dass das, was man tut, einen Sinn hat und Spaß macht.
Jetzt haben Sie doch einen eigenen Laden. Und bald sogar zwei. Wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen?
Mein Mann ist beruflich viel im benachbarten Ausland und in Deutschland unterwegs. Irgendwann kam die Idee auf, das Erlebte selbst zu realisieren. Allerdings sollte es etwas werden, dass es in dieser Form noch nicht gab. Bekannte Marken waren von Anfang an Tabu. Letztendlich hat uns also der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit, Individualität und Qualität dazu gebracht, das Geschäft zu eröffnen. Wir wollten lieber Unikate verkaufen statt Massenware anzubieten. Wenn man durch die Stadt geht, sieht man in fast jedem Geschäft die gleichen Möbel, Dekoartikel und Kleider. Bei uns hat jedes Teil seine eigene Geschichte. Wir bieten vieles aus Glas und Holz an, also zeitlose Gegenstände, die nicht nach ein paar Jahren wieder weggeworfen werden, weil sie nicht mehr in Mode sind.
Ursprünglich wollten Sie Ihr Laden-Konzept ausbauen, mit Veranstaltungsräumen und Sonnenterrasse auf dem Dach. Warum ist es nicht dazu gekommen?
Ja, eigentlich war der Plan ein anderer. Wir wollten in den oberen Etagen des Wohnhauses einen Showroom einrichten, in dem wir zum Beispiel Weinproben, Lesungen, kleine Konzerte veranstalten. Außerdem wollten wir auf der Dachterrasse einen Außensitz gestalten, wo wir unseren Gästen im Sommer Kaffee und Kuchen anbieten können. Doch die Auflagen der Stadt waren einfach zu hoch. Wir hätten zu viel Geld investieren müssen. Jetzt haben wir die oberen Etagen des Wohnhauses als Wohnungen untervermietet. Aber der Traum bleibt.
Woher beziehen Sie Ihre Ware?
Wir kaufen vor allem in den Niederlanden ein, bei kleinen Manufakturen, Firmen und Start-ups und suchen gezielt nach kleinen Labels und Manufakturen, die unsere Philosophie teilen und nachhaltig produzieren. Wir gucken uns vor Ort alles genau an und nehmen die Sachen dann direkt mit. Manchmal besuchen wir auch kleine Messen und schauen, welche neuen Produkte gerade angesagt sind. Mit einigen Firmen arbeiten wir schon seit Jahren zusammen, zum Beispiel mit Soulbottle, die hübsche, nachhaltig produzierte Glas- und Edelstahlflaschen herstellen oder Airpaq, eine Firma, die aus alten Airbags neue Rucksäcke kreiert. Unser Ziel ist es stets, Sachen anbieten zu können, die andere Geschäfte in der Gegend nicht in ihrem Sortiment haben. Und wir wollen, wenn möglich, die kleinen Produzenten unterstützen.
FAIR GEHANDELTE UND NACHHALTIGE WARE IST UNS SEHR WICHTIG
Nachhaltigkeit spielt ja eine große Rolle bei Ihrem Geschäftskonzept. Warum ist das so?
Umweltschutz und Nachhaltigkeit ist vielen Menschen wichtiger geworden, vor allem seit der Corona-Pandemie. Es ist ein Umdenken passiert. Die Nachfrage nach qualitativer und nachhaltiger Mode und anderen Produkten ist merklich größer geworden; die Leute wollen wissen, woher die Produkte stammen und wie sie hergestellt wurden. Und auch uns persönlich ist fair gehandelte und nachhaltige Ware natürlich sehr wichtig, es gehört zu unserer Lebenseinstellung.
Kann man bei Ihnen eigentlich auch online bestellen?
Nein, wir haben uns bewusst dagegen entschieden. Unsere Kunden sollen gezielt in unseren Laden kommen und sich die Sachen vor Ort angucken. Der Onlineversand widerspricht auch unserem Nachhaltigkeitskonzept. Außerdem machen sich viele Händler damit ihr eigenes Geschäft kaputt.
Was schätzen Ihre Kunden an Ihrem Laden besonders?
Zum einen finden Sie bei uns wirklich tolle Unikate, die sie sonst so nicht einfach bekommen würden. Zum anderen versprüht unser Geschäft eine Wohlfühlatmosphäre – unsere Kunden halten sich gern hier auf. Mit vielen kommen wir auch ins Gespräch, trinken einen Kaffee und reden über Gott und die Welt. Es ist einfach sehr persönlich. Außerdem achten wir auf ein faires Preis-Leistungsverhältnis. Wer einmal hier war, kommt eigentlich immer wieder. So bauen wir uns Stück für Stück eine feste Stammkundschaft auf. Und durch einen stetigen Wechsel der Produkte nimmt der Laden regelmäßig eine neue Gestalt an. Es lohnt sich also immer, bei uns auf Schatzsuche zu gehen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Es wäre natürlich toll, wenn der Laden weiterhin gut läuft. Noch etwas mehr Kundschaft könnte aber nicht schaden. Es wäre auch schön, wenn sich in beiden Läden eine große Stammkundschaft entwickeln würde – so wie in der U-NIKAT Konzeptmanufaktur in Dortmund früher. Ich hoffe auch, dass die Leute bald noch kauffreudiger werden und wieder ein Stück zufriedener sind. Konkrete Zukunftspläne haben wir zwar erstmal nicht, aber uns fallen immer mal wieder neue Sachen ein. Wenn wir eine Idee haben und das Bauchgefühl stimmt, setzen wir unsere Ideen spontan um. Ich freue mich aber ganz besonders auf den Sommer – da werden wir ein paar Tische vor den Laden stellen, damit unsere Kunden neben dem Shoppen ganz gemütlich in der Sonne einen Kaffee trinken können.
Nachhaltig produzierter Kaffee?
Natürlich.
Kontakt:
- Das Wohnhaus – Living & Lifestyle, Lange Wende 22, 59755 Arnsberg, Telefon: 02932/9315656, E-Mail: hallo@u-nikat.de, www.u-nikat.de
- Ab März 2023: U-NIKAT Konzeptmanufaktur GmbH, Hüttemannstraße 60, 44137 Dortmund, E-Mail: hallo@u-nikat.de, www.u-nikat.de
- Firmenanschrift: U-NIKAT Konzeptmanufaktur GmbH, Nordstraße 13, 58730 Fröndenberg
S-Cashback Vorteil: 3 Prozent auf alle Umsätze ab 50 Euro bei Zahlung mit einer Sparkassen-Karte (Debit- oder Kreditkarte).
Fotos: Familie Philipp